betr.: meine Experimente mit Audio Cleaning Software
Als unbeirrbarer Vinylsammler, der den Niedergang der Nachfolgetonträgerin CD dennoch bedauert, habe ich zuletzt einigen technischen Fortschritt erlebt: eine Schallplatten-Waschmaschine und ein digitales Säuberungs-Programm, mit dem ich die verbleibenden Knackser wegbekomme, um dann eine CD der Aufnahme anzufertigen.
Warum habe ich so ein Programm nicht schon seit Jahren am Laufen? Weil solche Anwendungen tückisch sind. Wenn ich Knackser am PC von Hand entferne, lasse ich den Rest der Aufnahme unangetastet. Eine gute Refreshing-Software würde es ebenso machen, doch gelegentliche Experimente über die Jahre führten immer wieder zu unbrauchbaren Ergebnissen: die Aufnahme klang hinterher insgesamt viel schlechter als zuvor, und die Knackser waren auch nicht alle weg (dafür fehlten die Höhen). Es ist das Prinzip eines Loriot-Cartoons, in dem Reinhold das Nashorn (ein magentafarbenes Fabelwesen) in die Reinigung geht, um ein paar Flecken an seinem (nackten) Körper loszuwerden. Die sind auf der letzten Zeichnung unverändert, aber jetzt ist Reinhold weiß. (O Schreck – Heute müsste sich Loriot deswegen ein paar unangenehme Fragen gefallen lassen …)
Das neueste Reinigungsprogramm auf meinem PC funktioniert erstmals so gut, dass ich es hin und wieder zur Anwendung bringe. Die Entknisterung ist verblüffend gründlich, und in langen Nachhör-Sitzungen voller Misstrauen im Herzen und häufigen A-B-Vergleichen bin ich endlich auch mit dem Rest einverstanden.
Aber richtig zuverlässig ist die Software nicht. Selten aber immer wieder lässt sie einzelne Töne oder Akkorde wegbröseln. Und das geschieht nicht bei heiklen Sinuskurven – etwa bei Holzbläsern, die beim manuellen Musikschnitt per Tonband das größte Problem darstellen – sondern hauptsächlich bei Gesangsaufnahmen, hier wiederum fast nur bei Männerstimmen, vor allem in der Baritonlage.
Die Sache bleibt mysteriös. Die Restauration des arg zerkratzten Second-Hand-Schätzchens „Words And Music Of Noël Coward“ (auf dem Stars des Londoner West End einen erfrischend unklassischen Zugang zu den Songs ihres großen Kollegen finden) machte nur Probleme, wenn Kenneth Williams und Dickie Henderson sangen. Und auch dort nicht nach einem nachvollziehbaren Schlüssel.
Da ich besonders häufig instrumentale Aufnahmen zu putzen habe, ist das aber auf jeden Fall eine große Erleichterung.
Schade, dass die eigentlich wichtigste Information fehlt …