betr.: „Mein Name ist Otto“ – Unbesehen rezensiert
Auf Prime Video gibt es eine frische Doku über Leben und Werk von Otto Waalkes. Obwohl die frühen Verdienste dieses Unterhalters ihm auf Lebenszeit einen Platz in meinem Herzen garantieren, bin ich nicht traurig oder nervös, den Anbieter nicht empfangen zu können. Was Ottos Arbeit – auch die nach seiner glanzvollen Phase bis 1983 – angeht, habe ich viel angeschaut, gelesen, gesammelt, aus- und mitgeschnitten. Was den heutigen Blick auf das Thema betrifft: Ich will mir gar nicht vorstellen, wie dieses in einer Zeit und für ein Auditorium zubereitet werden muss, angesichts derer Otto sich schon vorauseilend für frühere Gags wie „This is Alice Schwarzer“ oder „die japanische Version von ‚Im Frühtau zu Berge‘“ meint, entschuldigen zu müssen (wofür er mein vollstes Verständnis hat angesichts des sinnlosen Ärgers, den er damit vermeidet).
In einem halben Jahrhundert beständiger Präsenz (!) hat Otto vor allem Witz bzw. „Nonsens“ verbreitet und war nie ein politischer Kabarettist. Wer ihn heute aber meint, zensieren oder nach den geänderten Empfindlichkeiten nachträglich problematisieren zu müssen, macht ihn dann doch wert- und belangloser als er tatsächlich ist.
Mein Vorurteil lautet: die Doku wird genau das tun, gerade weil sie bestrebt sein wird, den Meister in möglichst hellem Licht erscheinen zu lassen.
Ich empfehle: Lieber ’ne alte Otto-Platte auflegen (egal welche)!