… sonst ändert sich nix

In meiner Lehrzeit machten Sabine, ein Lehrmädchen, das ein Jahr weiter war, und ich uns gegenseitig Mixtapes. Wir wollten voneinander hören, was für einen guten Geschmack wir doch haben, und waren meistens völlig unerfreut von dem, was wir auf den Cassetten des jeweils anderen vorfanden. Sie hasste die alten amerikanischen Entertainer (Frank Sinatra und Dean Martin) und wurde von den Instrumentals (Filmmusik von Ron Goodwin u.ä.) nicht erreicht. Ich wiederum war der Meinung, dass sie mit ihrer Auswahl das Thema eigentlich verfehlte. Sie suchte die Songs nämlich vor allem danach aus, ob sie eine Botschaft in den Texten erblickte oder ihr der Interpret (es waren alles Männer oder Jungsgruppen: Cat Stevens, Ralph McTell …) als edler Überbringer einer guten Absicht erschien: Lieder für den Frieden, für die Umwelt und andere sehr lobenswerte Sachen. Die Musik an sich war ihr vollkommen schnuppe.
Ich erkannte, dass wir hier aneinander vorbeimixten und verließ das Projekt.
Heute musste ich plötzlich wieder an unser kulturelles Experiment zurückdenken.
Besonders heiß wurde die Kölner Gruppe BAP von Sabine geliebt. Nun lese ich in einer Zeitschrift, dass die drei Großbuchstaben BAP inzwischen eine neue Bedeutung haben, die meiner Kollegin wie auch dem Bandleader Wolfgang Niedecken nicht unangenehmer sein könnten: der „Bronze Age Pervert“ ist offensichtlich eine Organisation, die sich für eine Wiederbelebung alter männlicher Verhaltensklischees starkmacht und Feminismus entsprechend ablehnt.
Jetzt bräuchten wir uns nicht mal mehr über Geschmack zu streiten…

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