betr.: „Die Wahrheit“ in der „taz“ vom 4.7.2025
Mit der üblichen ernsten Ironie macht sich die „taz“ auf ihrer Witzseite über ehemalige Fußballstars lustig. Es wird beklagt, wie pupsig und dröge das Altenteil dieser Leute heute aussieht: „Manche studieren, werden ‘Sportpsychologen‘ oder ‘Ernährungsberater‘. Laaaaangweilig“. Doch nicht nur der Ruhestand, auch die aktive Zeit war einst eine Sause aus dem vergangenen Jahrhundert: „Es gab (…) nicht für jeden Scheiß gleich die gelbe Karte – die Regelauslegung war noch nicht von weinerlichen Snowflakes gekapert. Die meisten Schiedsrichter kamen direkt aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Auch im Trainingslager ging es noch richtig ab. Ins Hotelfoyer gepinkelt, um erst mal den Claim abzustecken, Zimmermädchen belästigt und jeden Abend alle Mann mit zusammengeknoteten Bettlaken am Fenster im sechsten Stock des Mannschaftshotels abgeseilt, Räuberleiter über den Stacheldrahtzaun und ab ins nächste Bordell mit Branntweinausschank. Um drei Uhr morgens stockvoll zurück. Herrlich, es war wie eine Klassenfahrt für schwer erziehbare Testosteronopfer – das war noch richtiger Teamsport.“
Das Verhalten in Hotels spielte auch in der Welt der Filmstars eine große Rolle, vor allem auf den Zimmern, wo von Produzenten gern Bademantel „gecastet“ wurde, während die Schauspieler den Ort gleich ganz verwüsteten, um sich in der Klatschpresse ein Ansehen zu geben. Insgesamt sind diese seligen Fußball-Zustände in der Welt des Showbiz durchaus noch beim Alten. Die zwischenzeitlichen MeToo-Bemühungen lösen sich gerade exemplarisch in milden Weinstein-Urteilen und –Revisionen auf, während immerhin die Filme selbst vor Wokeness und Sauberkeit blubbern.
Dass eines durchschnittlichen Mannes Kraft nach wie vor nicht unbegrenzt ist, zeigen uns die einander gleichenden Bilder von einst und jetzt. Der deutsche Weltstar Klaus Kinski fühlte sich in seiner Spätphase genausosehr von sich und der Welt gedisst und betrogen wie heute sein Kollege und Landsmann Til Schweiger.