Deutsche Sprache weiterhin in Auflösung

betr.: Sprachpolizei

Nachdem der WDR auf seiner Homepage vorübergehend den Genitiv abgeschafft hatte (der ST. GEORGE HERALD berichtete), leistet nun auch „Der Spiegel“ seinen Beitrag zur großen Liberalisierung der deutschen Sprache. Das Wort „Chanson“ kommt zwar aus dem Französischen (dort ist es übrigens weiblich), hat aber im Deutschen eine eigene Bedeutung. Das Chanson männlich zu machen, kenne ich bisher nur aus Gesprächen mit Musical-Studenten, die ich dann kraft meiner Funktion korrigieren durfte. Bei den Herrschaften der „Bestseller“-Beilage des Spiegel hab ich leider nichts mitzureden.

Die selben Studenten sagten übrigens „die Cast“, wenn sie „der Cast“ meinten. Das ließen sie sich aber nicht ausreden, denn es hatte seinen Ursprung im Probenbetrieb und hat sich inzwischen in der Branche durchgesetzt. (Es kommt von der Eigenheit amerikanischer Kollegen, alle Hauptwörter zu verweiblichen, so wie sie z.B. auch „die Tisch“ sagen …) Seither spricht man im Musical von der Cast (also der weiblichen Sache), während beim Film weiterhin von dem Cast bzw. dem Ensemble die Rede ist.
Also, liebe Kollegen vom „Spiegel“: lasst euch nicht den Spaß verderben. Fehler setzen sich irgendwann durch!

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Eine Antwort zu Deutsche Sprache weiterhin in Auflösung

  1. DirkNB sagt:

    Erinnert an das Wort „Vase“, das mit allen drei Artikeln funktioniert: die Vase, der Vase Knall, das Va-se. 😉

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