Sterben für den Trash

betr.: 59. Jahrestag der Premiere von „The Conquerer“

Immer mal wieder bekommen wir einen Film zu sehen, bei dem sich ein Rezensent die Bemerkung nicht verkneifen mag, seine Entstehungsgeschichte wäre interessanter als das, was ins Kino kommt. Dem einen oder anderen Werk von Terry Gilliam ist dieser Vorwurf gemacht worden, und über eines seiner diversen unrealisierten Projekte wurde widerum ein Dokumentarfilm hergestellt. Es gibt berühmte Beispiele wie „Raintree County“ oder „Cleopatra“ (beide mit Liz Taylor). Und hin und wieder halten sich beide Ebenen die Waage – bei „Titanic“ vielleicht oder „Apocalypse Now“. Gewiß – Monumentalfilme wie die genannten, heute würde man sie unbesehen als „Blockbuster“ ankündigen, sind da besonders gefährdet. Kein Film aber stinkt so mächtig gegen seine skandalösen Begleitumstände ab wie „Der Eroberer“. Er gilt künstlerisch als Lachnummer, setzte seine 5 Millionen Dollar Produktionskosten in den Sand und kostete letztlich 91 seiner Mitarbeiter das Leben.

Der Eroberer“ spielt im 12. Jahrhundert und erzählt vom Mongolenführer Temujin Bortai, der später als Dschingis Khan in die Geschichte eingehen sollte. Das ist eine ungewöhnliche Rolle für den Inbegriff des Westerndarstellers John Wayne. Gedreht wurde 1954 in den Wüsten von Utah und Nevada, in der Nähe eines Geländes, auf dem im Jahr zuvor elf Atombombentetsts durchgeführt worden waren – vor Touristen. Der stramme Patriot Wayne, der den Beteuerungen der Atom-Energie-Kommission geglaubt hatte, Radioaktivität sei „nicht gefährlicher als mit einer Frau zu schlafen“, hatte auf den Drehort bestanden und sich dort sogar – um das 220köpfige Filmteam von dieser Haltung zu überzeugen – an der Seite seiner beiden Söhne Patrick und Michael mit einem Geigerzähler in der Hand fotografieren lassen. Wayne bezahlte diese Blauäugigkeit mit Kehlkopf-, Lungen- und Magenkrebs. Unter den Opfern befanden sich auch seine Partnerinnen Susan Hayward und Agnes Moorehead (eine gut beschäftigte Schurkendarstellerin), der Regisseur „Crooner“ Dick Powell und der Schauspieler Perdo Armendariz. Dieser erfuhr 1963 von seiner Erkrankung an Lymphdrüsenkrebs, als er gerade „Liebesgrüße aus Moskau“ drehte. Gleich nach der Einlieferung ins Krankenhaus erschoß er sich mit einer Waffe, die er mit hineingeschmuggelt hatte.
John Wayne leugnete den Zusammenhang von Ursache und Wirkung noch auf dem Sterbebett. Seine Söhne brachten die Sache schließlich ans Licht – beide ebenfalls an Krebs erkrankt.

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