„Conan der Barbar“ – Der politische Groschenroman der Stunde

Betr.: 111. Geburtstag von Robert E. Howard

Mit den Erzählungen des Briten John Ronald Reuel Tolkien, der am 3. Januar seinen 125. Geburtstag gefeiert hätte, wurde das Konzept der Fantasy endgültig definiert. Mit seiner Arbeit als der Königsklasse dieser Literaturgattung konnte sich nun auch die sogenannte Low Fantasy herauskristallisieren. Ihr Monarch sollte der Texaner Robert E. Howard werden.
Bereits 1932 erfand dieser Pulp-Schrifsteller „Conan The Barbarian“, der in den 80er Jahren mit zwei Kinofilmen und diversen Nachahmungen seinen größten Erfolg feierte.

Seine ersten Fantasy-Stories „Spear And Fang“, „The Lost Race“ und „The Hyena“ verkaufte Howard als Achtzehnjähriger an Farnon Wright, den Herausgeber eines Magazins mit dem eindeutigen Namen „Weird Tales“. Zu diesem Zeitpunkt war Howard noch nicht festgelegt, schrieb auch Western, Piratenabenteuer, Krimis, Romanzen und sogar Geschichten aus dem Sportlermilieu. Seine besten persönlichen Kontakte hatte der junge Autor zu Kollegen der fantastischen Literatur, die auch bei „Weird Tales“ erschienen: Clark Ashton Smith und Howard Philips Lovecraft. Zu zweiterem unterhielt er eine lange Brieffreundschaft, und die gegenseitige Wertschätzung ging so weit, dass man einander unveröffentlichte Manuskripte zum (Gegen)Lesen gab.
1928 ließ Howard in der Story „Red Shadows“ erstmals Solomon Kane auftreten, der ein populärer Serienheld werden sollte. Wichtiger noch war in der August-Ausgabe des folgenden Jahres „The Shadow Kingdom“ mit dem Protagonisten „Kull The Conquerer“, die als erste „echte“ Sword-And-Sorcery gilt.
Was bald darauf geschah, beschrieb der Autor seinem Freund Smith in einem Brief später so: „Monatelang zuvor war ich ohne Ideen, und es gelang mir nicht, etwas Verkaufbares zu verfassen. Da schien plötzlich Conan ohne besonderes Zutun meinerseits in meinem Geist zu wachsen, und augenblicklich floss mir ein Strom von Geschichten aus der Feder – oder besser: aus der Schreibmaschine. Es schien mir, als erfand ich das alles nicht, sondern berichtete von Ereignissen, die sich tatsächlich zugetragen hatten. Wochenlang tat ich nichts anderes, als die Abenteuer Conans niederzuschreiben. Seine Persönlichkeit ergriff völlig von meinen Gedanken Besitz und verdrängte alles Übrige. Als ich bewusst versuchte, etwas anderes zu schreiben, gelang es mir nicht.“
Conans Debüt „By This Axe I Rule“ ist nichts destoweniger noch die Umarbeitung einer abgelehnten „Kull“-Geschichte.

Conan, der cimmerianische Barbar lebt und kämpft im eiskalten Norden des hyborischen Kontinents um 10.000 v. Chr. (Atlantis war zu diesem Zeitpunkt bereits versunken).

Conan-SeekarteConans Welt bzw. der Weg hindurch: Seekarte in der stark verkleinerten Taschenbuch-Ausgabe der Conan-Comic-Version.

Nach langer Wanderschaft durch die mehr oder weniger zivilisierten südlichen Länder der damals bewohnten Welt erringt er die Königskrone und damit die Herrschaft über das stolze und mächtige Aquilonia. Doch auch das Herrscheramt ändert ihn nicht mehr – er bleibt, was er gewesen ist.
Seine Abenteuer führen ihn durch die Welt, wie sie einmal hätte existieren können – in jener grauen Vorzeit, in der die Kontinente noch zusammenhingen. Aesgaard und Vanaheim entsprechen etwa dem heutigen Skandinavien, Stygia erinnert an Ägypten. Das mythische Volk der Hyperboräer stand Pate, ebenso die Pikten, die Ureinwohner Schottlands. Die Frau, die Conan nach seiner Krönung erwählt, heißt Zenobia – wie die einstige Königin im syrischen Palmyra. Toth-Amon, der Name von Conans zähestem Gegenspieler, setzt sich aus denen zweier ägyptischen Gottheiten zusammen: Toth, dem Mondgott mit dem Ibiskopf, und Amun-Re („Götterkönig“), dem Hauptgott des frühägyptischen Reiches. Der rachsüchtige Crom, der Gebete gern unerhört lässt, könnte von Kromlech abgeleitet sein, einem druidischen Steinkreis.

Conan unterscheidet sich von seinen Vorreitern Solomon Kane und Kull durch das Fehlen jeglicher Selbstzweifel. Er ist ein Schlagetot (wie) aus dem Bilderbuch, ein Barbar durch und durch.
Sein Erfinder Howard war zutiefst sensibel und neigte zur Schwermut. Nach dem Fall seiner Mutter ins Koma nahm er sich 30jährig das Leben. Einige von Howards Kurzgeschichten berechtigen zu der Frage, was er uns im Falle seines Weiterlebens noch geschenkt hätte und ob ihn sein weiterer Schaffensweg wohl weg vom trivialen Pulp und hin zur anspruchsvollen Erzählung geführt hätte.
Jenen, die aus seiner literarischen Arbeit persönliche (etwa faschstische) politische Tendenzen herausgelesen haben wollten, antwortete er, dass er Kommunismus und Faschismus gleichermaßen „abgrundtief“ verachte. Das war ein beachtliches moralisches und Intellektuelles Statement, zu dem in den 30er Jahren (und wie wir uns erinnern noch lange danach) viele weitaus angesehenere Schriftsteller nicht in der Lage gewesen sind.

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