betr.: Nachtrag zum 25. Januar 2021
Vor wenigen Tagen erzählte ich in der Reihe „Geliebte Stimmen“ über das Duo Gerd Vespermann / Dieter Kursawe, das Bugs Bunny und Daffy Duck in ihrer für deutsche Ohren schönsten Form zeigt.
Der darin zitierte Daniel Wamsler hat mir zu diesem Thema noch einige Vertiefungen zukommen lassen, gleichsam eine umfassende Sittengeschichte der Warner-Cartoons im Deutschen Fernsehen und dem dazugehörigen Tonträgermarkt.
Bugs Bunnys erster Sprecher im ZDF war der Kabarettist Dieter Scheller unter der Leitung von Eberhard Storeck in „Bunny und seine Kumpane“ (1970). Scheller wurde auch für die United-Artists-Filmfassungen eingesetzt. Es gibt einen Cartoon, den die ARD Mitte der 1990er in einer jahrzehntealten Synchronfassung zeigte.
Bei Eberhard Storeck hieß Daffy Duck „Elvira“ und hatte eine weibliche Stimme.
1972 kam „Schweinchen Dick“ ins deutsche Fernsehen. Heinrich Riethmüller besetzte erstmals Dieter Kursawe als Daffy Duck, der oft genug Sidekick von Porky war. Als das Material knapp wurde, durfte Storeck wieder ran. Jede zweite Folge wurde in München produziert. Statt Dieter Scheller kam Gerd Vespermann zum Einsatz als Bugs Bunny. Kurt Zips war Elmer, allerdings nur in den Münchener Folgen und Daffy blieb „Elvira“. Somit gab es eine Zeitlang parallel zwei Daffys: einen männlichen und einen weiblichen im wöchentlichen Wechsel.
Erst 1979 trat Siegfried Rabe in Erscheinung. Er war für „Die schnellste Maus von Mexiko“ verantwortlich. Bereits 1972/73 vom ZDF gesendete Speedy Gonzales-Cartoons wurden mit Joachim Tennstedt nachvertont, aber nur an den Stellen, an denen Speedy spricht. Um die Eltern und Jugendschützer nicht wieder auf den Plan zu rufen, wurden die Dialoge deutlich abgemildert und die Cartoons zum Teil stark gekürzt. Daffy und Sylvester bekamen wieder ihre bekannten Stimmen aus „Schweinchen Dick“: Dieter Kursawe und Toni Herbert.
1980 kam „Bugs Bunnys Wilde Verwegene Jagd“ in die deutschen Kinos. Es sprachen Gerd Vespermann für Bugs, Kurt Zips für Elmer und Erich Ebert für Daffy Duck. Ebert hatte Daffy bereits im Kinofilm „Porky Pig und seine Freunde“ (1972) seine Stimme geliehen.
1983 startete „Mein Name ist Hase“ im ZDF. Alle Synchronstimmen kamen aus München, nur Dieter Kursawe wurde als Konstante aus Berlin hinzugeholt.
Viele Cartoons wurden aus den „Bunny der Hase“-Folgen der Serie „Schweinchen Dick“ (1972/73 ) übernommen. Einige davon hatte man mit neuem Ton versehen, mit „meinereiner“-Sprüchen und Dieter Kursawe statt „Elvira“. Bisher nicht eingedeutschte „Looney Tunes“ kamen hinzu. Kurt Zips blieb Elmer, Yosemite Sam wechselte von Klaus W. Krause zu Walter Reichelt, so dass man hört, was neubearbeitete Cartoons und was wiederverwertet war. Bereits ausgestrahlte Tweety-Cartoons mit Angelika Pawlowski und Toni Herbert als Sylvester wurden ebenfalls zweitverwertet.
Dazu dies hier:
http://looneytunesingermany.blogspot.com/2011/08/die-grosse-bunte-bunny-schau.html und die Rekonstruktion der vielen Garderoben-Gespräche aus dem Serienvorspann: https://cartoonvergleich.blogspot.com/2012/05/die-garderoben-intros.html?fbclid=IwAR26NgqBs5-cRz20NWPsQrr9Y3HN_CZHWg97US7MeQK_SkoZadqNo2TYb9U