Gespenst Freiheit

Ein Journalist schrieb dieser Tage, selten habe ihn ein Leserbrief so sehr aus der Fassung gebracht wie eine E-Mail, die ihn erreichte, nachdem er über den Verlust alter Gewissheiten geschrieben hatte – die Besetzung der Krim, China, Donald Trump, etwas in der Richtung. Die Mail lautete: „Was schert mich die Freiheit!“ (Man beachte das Ausrufungszeichen an einer Stelle, wo auch ein Fragezeichen hätte stehen können.)
Mich hat diese Anekdote nur deshalb nicht ganz so sehr schockiert, weil mir der Hang unserer Gesellschaft(en), Dinge für selbstverständlich und banal zu halten, nur weil man nichts anderes gewohnt ist, schon seit Jahren zunehmendes Unbehagen bereitet. Ich bin in diesem Zusammenhang also gewissermaßen gewohnheitsmäßig aus der Fassung.
Zumal mir selbst mal ein ähnlicher Ausrutscher passiert ist. Allerdings geschah dieser im Kindesalter, und ich habe mich bald gefangen und mich seiner ein wenig geschämt. Die Sängerin Milva hatte damals einen Hit laufen, der mit den Worten begann: „Freiheit in meiner Sprache heißt ‚Liberta!‘ / Gibt es ein schön’res Wort als ‚Liberta!‘ /  Doch nicht nur in Italien… überall wo Menschen leben stehst DU an erster Stelle: ‚Liberta!‘“
Ich wusste im ersten Augenblick tatsächlich nicht, was sie meint.

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