Meckern im Mäusekino – Auflösung

betr.: Rätsel vom 7. August 2024

Das Ende von „Easy Rider“ wird in den meisten Büchern und Artikeln so beschrieben: Zwei ländliche Kleinbürger, denen die Rocker nicht passen, schießen aus dem fahrenden Wagen auf Billy (den besonders langhaarigen), „um ihm einen Denkzettel zu verpassen“. Sie treffen ihn tödlich, kehren zurück und erschießen auch seinen Freund Wilbur, der ihnen nachgefahren ist.
In „Reclams Filmführer“ wird die Sache so ausgelegt, dass Wilbur in einem verzweifelten, selbstzerstörerischen Racheakt die Mörder seines Freundes mit ins Verderben reißt, indem er ihren Wagen rammt.
Die Sache ist gar nicht so einfach. Nachdem der erste Schuss gefallen ist, sagt der Fahrer zu dem Beifahrer mit der Flinte: „Ist was passiert?“ (was eher auf Totschlag deutet) und fügt hinzu: „Wir fahren besser zurück.“ Sein Entschluss könnte ein letzter anständiger Reflex sein. Oder will er nur umkehren, um keine halben Sachen zu machen?
Die muss vor allen für das Kinopublikum verwirrend gewesen sein, das – im Gegensatz zu uns heute – nicht die Möglichkeit hatte, sie mehrmals abzuspielen und genau hinzusehen. Wir ahnen die Ereignisse mehr als wir sie sehen.
Es sieht aus, als wäre die Szene am Schneidetisch improvisiert worden. Eine Art Notlösung, aus Resten zusammengebastelt.
Als Apotheose eines unabhängigen Films, der sich so viel auf seine Botschaft zugutehält, ist sie in jedenfalls recht unbefriedigend.

Reclam ist mit seiner Auslegung von den meisten Quellen überstimmt worden, doch ich halte die dort beschriebene Auflösung tatsächlich für die interessantere.

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