betr.: das Hörbuch „Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht“
Über Ulrich Noethen habe ich mich häufiger ärgern müssen. Nun erlege ich mir bis auf weiteres eine Pause auf. Seine 1999 von BR und mdr produzierte und vom HörVerlag 2004 herausgebrachte gekürzte Lesung der Erinnerungen von Klaus Mann ist eine Spitzenleistung. Das obligatorische Eigenlob des gegenwärtigen Distributors DAV – „einfühlsam gelesen“ – stimmt zufälligerweise haargenau. Der frühe Vorleser Noethen (die Wikipedia zeigt „Der Wendepunkt“ sogar als seinen ersten Eintrag in dieser Disziplin) klingt nicht nur so jung wie man den Autor von den populären Portraitfotos kennt. (Klaus Mann starb mit Anfang 40 durch eigene Hand.) Er legt auch den feinen Witz in seine Darbietung, der dem Text so gut bekommt. Die verfügbare Gratis-Hörprobe im Netz wird dieser Leistung übrigens nicht ganz gerecht, weil es sich hier um den Beginn der Vorrede handelt. Die Funken beginnen erst später so richtig zu sprühen, besonders wenn das historische Personal ins Bild tritt.
In Klaus Manns Lebensbericht reisen wir nicht nur in eine bewegte Epoche und rund um die Welt, es erweist sich auch einmal mehr die Trefflichkeit des Ausspruchs von Truman Capote: „Alle Literatur ist Klatsch!“ Dieser Klatsch ist ausgewogen und wird durch seine Fairness nur umso komischer. Noethen lässt uns ahnen, wie es gewesen sein mag, Klaus Mann als Kabarettist zu erleben.
Die Regie hatte Petra Meyenburg.
Was ist so ärgerlich an Ulrich Noethen?
Sagen wir, ich war hin und wieder mit seiner Performance unzufrieden. Nicht weiter schlimm, das kommt in Künstler-Konsumenten-Beziehungen häufiger vor.