Zum Tode von Bertrand Blier

Eine respektlose Würdigung

Bertrand Blier ist gestern von uns gegangen. Ich gebe zu, meine Trauer, soweit sie meine persönliche Beziehung zu seinem Schaffen betrifft, hält sich im Rahmen. Zu Lebzeiten hat es der Künstler nicht geschafft, meine Vorurteile zu durchbrechen.

Als Bliers Durchbruch gilt der Film „Die Ausgebufften“ von 1974, der auch einen seiner Hauptdarsteller groß machte: den jungen Gérard Depardieu. Ich habe diesen Schauspieler nie gemocht, und dann kam nach und nach noch seine mich geradezu abstoßende physische Heruntergekommenheit hinzu, die sich nur allzu gut mit der schlechten Publicity der letzten Jahre zu einem stimmigen Bild zusammenfügte. Weiterhin sind mir als keineswegs prüdem Menschen Zoten ein Graus. „Die Ausgebufften“ heißt im Original „Les Valseuses“. Damit sind nicht etwa Walzerfreundinnen gemeint, sondern die schaukelnden Hodensäcke der Helden Jean-Claude und Pierrot.

Freilich habe ich Bliers Arbeit (im Gegensatz zu der Dépardieus) zu sehr vernachlässigt, um mir wirklich eine Meinung zu bilden, und so werde ich mir als nächstes „Den Mörder trifft man am Buffet“ endlich einmal ansehen.
Möglicherweise werde ich auf meiner ungehörigen Haltung sitzenbleiben, dass das Beste an Bertrand Blier sein Vater Bernard gewesen sein mag. Dieser füllige Charakterkopf hatte den ungeheuren Vorzug, sowohl einschüchternde Amts-, Respekts- und Halbweltpersonen glaubhaft verkörpern zu können als auch ihre Karikaturen.
Bernard Blier konnte wahnsinnig komisch sein!
Das größte Kabinettstück seiner Karriere ist der berühmteste Dialog der französischen Filmgeschichte (zumindest aus bunderepublikanischer Sicht). Bliers Gegenüber ist Louis de Funès, und beide treffen 1971 in „Hasch mich, ich bin der Mörder“ aufeinander. Der Dialog beginnt mit de Funès und geht so: „Wer?“ – „Sie!“ – „Ich?“ – „Ja!“ – „Nein!“ – „Doch!“ – „Ooooh!“
 

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