Singen im postpoetischen Zeitalter

Das Schlagerfestival im italienischen Sanremo (jawoll, der Name der Stadt wird zusammengeschrieben) ist ein seit 1951 ausgetragenes Wettsingen, das sich über fünf sehr lange Fernsehabende hinzieht. Es reicht seinen Siegertitel automatisch an den Eurovision Song Contest weiter. Auf diese Ehre verzichtet der diesjährige Gewinner Olly (Federico Olivero) und lässt den Zweitplatzierten aufrücken (den Favoriten in Sanremo), der sein Glück kaum fassen kann.
Lucio Corsi wird also in diesem Jahr sein Heimatland vor einem Millionenpublikum vertreten.

F.A.Z.-Ausriss

In den sozialen Medien tut Corsi seine Pflicht („Wir sehen uns beim ESC!“) und sprach auch mit Reportern so wie es sich seiner Meinung nach für einen Poeten gehört: „Ich habe mein Leben lang Gitarren gejagt, die aus ihren Koffern entkommen waren, bin Klavieren hinterhergerannt, die aus ihren Häusern fortgerollt waren, und habe Mundharmonikas zu erhaschen versucht, die vom Winde verweht worden waren.“ Er werde auch in Basel wieder Instrumenten nachjagen, versprach Corsi.
Nach dem vorsorglichen Abräumen dieser beachtlichen Menge schiefer Sprachbilder und verirrter Metaphern dürfen wir nun auf den Text seines Songs gespannt sein: ein Geständnis mit dem Titel „Volevo essere un duro“ (etwa: Ich wollte ein harter Typ sein). Die F.A.Z. hält ihn für chancenlos.

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