Die Gleichberechtigung erzielt nicht nur bescheidene Erfolge, hin und wieder schlägt sie sogar ins Gegenteil um. Dann haben die Männer das Nachsehen. Das sorgt immer für allgemeine Heiterkeit, auch wenn es sich um vergleichsweise popelige Niederlagen handelt, die kaum als angemessener Ausgleich für Menopause, Gender Gap und Kopftuchpflicht durchgehen können.
Ausgerechnet an George Clooney – der nicht nur mehrfach zum „Sexiest Man Alive“, sondern sogar zum „Sexiest Grey“ hochdekoriert wurde – wurde kürzlich ein Exempel statuiert. Als er sich für die Hauptrolle in der Bühnenadaption seines Filmerfolges „Good Night And Good Luck“ am Broadway die Haare färben musste (!), fiel zahlreichen Beobachtern auf, wie sehr das optisch zu seinem Nachteil geriet. Auch einigen Journalisten.
Ganz allgemein wird es nicht gern gesehen, wenn sich Männer die Haare färben, obwohl sie das aus den gleichen Gründen tun wie die Frauen auch: Eitelkeit (wenn man es kritisch betrachtet) bzw. aus dem Wunsch heraus, die Mitwelt mit einem hübschen Erscheinungsbild zu erfreuen (so die selbstbetrügerische Variante).
Das erbarmungslos aufs Sommerloch zutreibende Feuilleton der seriösen Wochenpresse berichtet von Vätern, die verspottet werden, wenn sie ihre Kids mit bunten Haaren von der Kita abholen und ähnliches.
Ich bin nur dann (geschlechterunabhängig) ungnädig über gefärbte Haare, wenn es nicht ordentlich gemacht ist. Oder wenn es doof aussieht, was in der Regel auf das selbe hinausläuft.
Mit meiner Friseurin sprach ich kürzlich darüber, wie Strähnchen bei Männern auf mich wirken: tuntig. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich ganz richtig verstanden hat. Sie stimmte mir zwar zu, aber ich war etwas unsicher, ob sie meine Äußerung nicht fälschlich als homophob verstanden haben könnte. („Vielleicht wollen die das ja“, meinte sie ratlos.) Um die Sache nachträglich klarzustellen: „tuntig“ hat auch eine interne Bedeutung und meint unter Homosexuellen, dass jemand als Mann weibisch wirkt – was umso widersinniger ist, wenn er dafür noch eigens Aufwand treibt (Strähnchen).
Auch hier fällt mir aber eine Ausnahme ein.
Der dänische Schauspieler Esben Smed spielte in Serie „Follow The Money“ einen welpenhaften Kleinkriminellen, der sich im Laufe dreier Staffeln vor unseren Augen zum kernigen Profi-Gangster entfaltet. Ihm stand die unvollständige Blondierung so gut, dass ich ihn mir dunkelhaarig gar nicht erst vorstellen wollte. Außerdem war „Follow The Money“ ein ganz großer Spaß – im Gegensatz zu Clooneys lieb gemeintem, zum Händefalten drögen Kitschfilm „Good Night And Good Luck“.