Was ist woke? Was kann Wokeness?

Der Mode- und Kampfbegriff „woke“ ist älter als man denkt. Jugendliche Gegner der Sklaverei in den Nordstaaten bezeichneten sich bereits 1860 als „Wide Awakes“. Entsprechend war gemäß der Suchmaschine „Google N-Grams“ das Adjektiv „woke“ in den 1870er Jahren gebräuchlich. „Stay woke“ wurde von schwarzen Arbeitern 1940 als Losung ausgegeben. Zum flüchtigen Schlagwort des Mainstreams wurde „woke“ ab den 70er Jahren durch das Theaterstück „Garvey Lives!“, das dem schwarzen Bürgerrechtler Marcus Garvey gewidmet war. Es gewann 2008 neue Popularität durch Erykah Badus Refrain „I stay woke“. Auch „Political Correctness“ ist ein älterer Begriff, der zunächst in den 30er Jahren unter Kommunisten gebräuchlich war, dann als „politically incorrect“ in der Black-Power- und New-Left-Bewegung der 70er Jahre, in den 80er Jahren im Feminismus und in jüngerer Zeit in kritischer oder ironischer Bedeutung im allgemeinen Diskurs.
Der wahre Kern der Aufforderung zur Wokeness ist: auch gescheite Menschen sind anfällig für blinde Flecken. Doch – so drückt es amerikanische Professor Musa al-Gharbi aus: „Normale Menschen wollen nicht jeden Tag Kulturkrieg führen.“ Die Folge: die woke Welle und ihre „Awokenings“ „ändern normalerweise nicht viel für tatsächlich marginalisierte oder benachteiligte Gesellschaftsschichten. Man sieht keine größeren Umverteilungen von Ressourcen, Chancen oder Gesetzesänderungen.“ Nach seiner Beobachtung streben wir „Gerechtigkeit nur mit minimalen Kosten, Risiken oder Opfern an, ohne Abstriche an unseren Ansprüchen oder unserem Lifestyle. So werden wir die Verteilung von Wohlstand und Macht kaum ändern.

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