Angebote an den Volksmund (43)

betr.: 15. Todestag von Don Martin

Jörg Böckem schrieb in seiner lesenswerten Don-Martin-Hommage auf SPIEGEL ONLINE: „Wir ahnten damals nur, dass seine Strips etwas Besonderes waren.“ Ich schwöre: ich hab’s schon immer gewußt! Aus Anlaß des fast-runden Todestages von „MAD’s Maddest Artist“: die heutige Folge unserer kleinen Serie für Sprachliebhaber (4. Eintrag: „Onomatopoesie“).

Nasenhuhn
= Schimpfwort aus dem ländlichen Leben für einen begriffsstutzigen Menschen weiblichen Geschlechts.

Nose-Digging (sprich: „Nousdigging“)
= absichtlich schlechtes Englisch für „in der Nase popeln“, beschreibt das gängige Prinzip, Unverschämtheiten, Betrugsvorgänge, schlechte Angewohnheiten etc. durch Anglizierung sexy erscheinen lassen und ins Positive verkehren zu wollen (z.B. „Delay“ für „Verspätung“, „Political correctness“ für „Gesinnungslumperei“ oder „Service Center“ für „unbetreuter Wartebereich“).

Ohrenschaf
= Schimpfwort aus dem ländlichen Leben für einen begriffsstutzigen Menschen männlichen Geschlechts.

Onomatopoesie
= das Bemühen, mit den Mitteln der Schriftsprache Geräusche abzubilden. Frühzeitig wurden die Onomatopöien bei Wilhelm Busch gesichtet („Kickerdaomms“, „Schwuppdiwupp“, „Holterdipolter“, „Rumms“), später in Comics („Paff!“, „Bäng“, „Crash“), am virtuosesten beim MAD-Cartoonisten Don Martin („Pluppa-Duff“ – Supergirl öffnet den BH, „Kasa-Splatt“ – Spider-Man verfehlt mit seiner Netzflüssigkeit ein wichtiges Ziel, „Vadommene-Blonck!“ – mehrere Eisenstangen fallen von einem Gerüst…). Eine Weiterentwicklung zum → „Erikativ“° erfolgte in der frühen Bundesrepublik.

Ost-Freeze (sprich „Ostfries“)
= die fremdschamvolle Erstarrung, die einen demokratisch orientierten Bundesbürger überkommt, wenn jemand (z.B. Gregor Gysi) behauptet, die DDR sei kein Unrechtssaat gewesen.
Quelle: ein privater Brief von Cadwiller Olden an den Verfasser.

 

° Folge (9), Blog vom 7.11.2014

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