Der schönste aller alten Löwen

betr.: 95. Geburtstag von Sean Connery

Lars-Olav Beier hat die Wirkung des Filmschauspielers Sean Connery 1991 so beschrieben, als er den alten Recken im gleichnamigen Taschenbuch zu den „Stars des Neuen Hollywood“ rechnete: “Vielleicht machte ihn gerade die Impertinenz, mit der er in die Welt des Reichtums und des Luxus eindringt, ohne ihr selbst anzugehören, zur unerwarteten Identifikationsfigur. Connerys Bond bittet nicht um Einlass, er verschafft sich Zutritt; statt vor den Klassenschranken stehenzubleiben, setzt er leichtfüßig über sie hinweg. (…) Im Gegensatz zu Flemings Helden fehlt Connery die snobistische Attitüde; er ist ein pragmatischer Hedonist. (…) Connery war in diese Rolle wie in einem Maßanzug geschlüpft und decouvrierte sie zugleich bei jedem Schritt als Kostümierung.“

Connery war außerdem ein Glückspilz, bei dem sich sogar Missliches als Vorteil herausstellen sollte. Offensichtlichstes Beispiel: sein frühes Altern (komplett mit Haarausfall) machte aus ihm mit etwa 40 den schönsten alten Löwen des Kinos und späteren „sexiest man alive“ (nur Burt Lancaster hat ähnlich früh damit begonnen, bildschöne Altersrollen zu spielen); selbst die zwei tiefen Falten, die ihm ein Magengeschwür in Jugendtagen einbrachte, ließen ihn nur markanter und attraktiver aussehen. Dass ihm der frühe Ruhm mit schlechter Bezahlung und dem Verbot vermiest wurde, neben James Bond mehr als einen Film pro Jahr zu drehen, führte zu einer hochinteressanten Rollenwahl bei diesen und den folgenden Projekten. Das hielt bis zu seiner letzten, eher parodistischen Rückkehr zu 007, gut 20 Jahre nach seinem Debüt in dieser Rolle. Connery hat nach dem tiefenentspannten Befreiungsschlag, als der sich „Never Say Never Again“ herausstellen sollte, nur noch wenig gemacht, was seinen früheren Ansprüchen gerecht würde. Im Wesentlichen sind hier nur „Der Name der Rose“ und „The Untouchables“ zu nennen. Der Rest ist (immerhin) Edelschrott. Sein annoncierter Abschiedsfilm war 2003 „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“. Obwohl diese Action-Komödie eine hochinteressante Vorlage hat (die gleichnamige Graphic Novel von Alan Moore) und mit Connerys großer Vergangenheit spielt, kommt nur oberflächlicher Murks dabei heraus. Das Schlimmste: der Film kreist ausschließlich um seinen eitlen Hauptdarsteller, obwohl es doch ein Ensemblefilm ist.
Schwamm drüber!

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