Eine Abkürzung zum Jazz (7): Der Cool-Jazz (1950 – 1960)

betr.: Neuere Musikgeschichte / Gesellschaft und Kultur

Diese Serie basiert auf meinem Unterricht „Musicalgeschichte“°.

In den letzten Jahren hat der Cool-Jazz dem Swing als hierzulande populärste Jazz-Spielart mächtig Konkurrenz gemacht. Hin und wieder wird er sogar in jenen Bars gespielt, in denen die drahtigen, vollbärtigen Hipster mit ihren Bräuten zusammen abhängen. Ursprünglich war er die Begleitmusik der Beat Generation (hier war „Beat“ kein musikalischer Begriff sondern meint den Hieb eines Angreifers), der Beatniks um die Ostküsten-Poeten Jack Kerouac, Allen Ginsberg und William S. Burroughs.*

Seine Entwicklung beginnt mit einer gewissen Resignation, die Ende des Zweiten Weltkriegs Einzug hält: gerade die Erwartungen der schwarzen Bürger, die Seite an Seite mit den Weißen um die Rettung der Demokratie gekämpft haben, erfüllen sich nicht. Die großen Rassenunruhen stehen den USA erst noch bevor, und über allem liegt der Mehltau des Kalten Krieges.
Wie im Jazz seit jeher üblich, wird diese seelische Befindlichkeit in Musik umgesetzt – besonders vom Trompeter Miles Davis. Bei Kriegsende noch einer der wichtigsten Mitstreiter des Bebop-Repräsentanten Charlie Parker, ist er zehn Jahre später die zentrale Figur des Cool-Jazz. Er definiert gleichsam die Merkmale der neuen Stilrichtung: die ohne Vibrato auskommende, undynamische, gedämpfte, zurückhaltende Tongebung und die meist langsame Melodieführung (was einen angemessen melancholischen Effekt hat). Um den Solisten versammelt sich eine Combo aus Trompete, Saxophon, Klavier, Gitarre, Baß und Schlagzeug.
Miles Davis hat innerhalb der Stilrichtung eine Gegenbewegung, die den Rückgriff auf „klassische“ Kompositionstechniken pflegt. Das „Modern Jazz Quartet“ ist der Inbegriff dieser Strömung.

Zur gleichen Zeit hat übrigens auch Polen eine florierende Jazz-Landschaft, zu der u.a. der früh verstorbene Krzysztof Komeda gehört. Zuletzt liefert er zwei Filmmusiken für Roman Polanski: „Tanz der Vampire“ und „Rosemarys Baby“.

Forts. folgt

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° Hierbei leistete mir „Das Jazzbuch“ von Joachim-Ernst Berendt große Dienste.
* Parallel zu den Beatniks gab es in Großbritannien das Phänomen der „angry young men“: John Osborne, Harold Pinter u.a.

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