Hitsville, USA

betr.: 56. Jahrestag der Gründung des Motown-Labels

Detroit, im Südosten des US-Bundesstaates Michigan direkt an der kanadischen Grenze gelegen, ist die Heimatstadt eines Plattenlabels, das einen eigenen Sound nicht nur repräsentiert sondern hervorgebracht und ihm seinen Namen gegeben hat: “Motown”. Das leitet sich von Motor-Town ab – Detroit war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur wichtigsten Automobilmetropole der USA aufgestiegen. In der zweiten wurde dort Musikgeschichte geschrieben.

Anfang der 60er Jahre etablierte sich das „Swinging London“ als heißester Popmusik-Standort der westlichen Welt – nachdem internationale Hits bisher vor allem vom Broadway, aus Hollywood und zuletzt von den Plattenstars des Rock’n’Roll gekommen waren. Berry Gordy, jr., Komponist, Arrangeur und Inhaber der recht erfolgreichen „Tamla-Motown-Records“, sollte diese Laune der jüngeren Kulturgeschichte korrigieren. Er entwickelte den Detroit-Sound – aus dem Soul, dem Rhythm & Blues und dem Jazz; natürlich flossen auch Beat-Elemente mit ein (die wiederum Spuren des Rock’n’Roll in sich trugen).
Schon in der Saison 1964/65 waren knapp 50 Songs aus seiner Produktion auf den vorderen Plätzen der US-Charts zu finden. Bald eroberte „Motown“ auch Großbritannien – um nun die dortigen Musiker zu inspirieren und zu beeinflussen – und schließlich den Kontinent. Die „Supremes“ mit ihrer Frontfrau Diana Ross, „The Temptations“, „The Four Tops“, Stevie Wonder und Marvin Gaye sind Namen, die wir mit diesem unverwechselbaren Sound verbinden. Doch das ist nur knapp die halbe Wahrheit.

mit Gloria Gaynor „Liebe Frau Gaynor, Ihre Discoplatten sind für mich persönlich purer Motown! Besonders ‚Reach Out I’ll Be There‘!“ – „Ach, Monty – wenn Sie meinen …“

Der sehenswerte Dokumentarfilm „Standing In The Shadows Of Motown“ enthüllte vor 12 Jahren ein Detail, das auch vielen Fans dieser Musik bis dahin nicht bewußt war: der Klang, der dieses Phänomen im Innersten zusammenhält, stammt von ein und derselben Studioband (ich persönlich würde lieber von einem Orchester sprechen), die die genannten Künstler und Formationen begleitete und die Gordy 1959 aus den besten Jazz- und Blues-Musikern seiner Heimatstadt zusammengestellt hatte: die „Funk Brothers“.
Sie schufen sie einen Nummer-1-Hit nach dem anderen und machten „Motown Records“, wie es inzwischen im Volksmund hieß, zum wichtigsten Plattenkonzern für schwarze Musik neben dem legendären Jazzlabel „Blue Note Records“.
Der historische Glamour ist Detroit geblieben, der Automobil-Boom hingegen längst verraucht. Die teilweise prächtigen Ruinen, die davon zurückgeblieben sind, versinnbildlichen die aktuelle Wirtschaftskrise und das Scheitern des amerikanischen Traums. Mit 350 Morden pro Jahr, ist “Motown” heute offiziell die gefährlichste Stadt der USA.

Dieser Beitrag wurde unter Hommage, Musik, Popkultur abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert