Broadway’s Like That (30): Pariser Geschichten

8. Paris – Sehnsuchtsort und Klassenzimmer (2)

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Kein eigenes Cover, nur die Polydor-Diensthülle – dennoch ein Hit für Cole Porter und Caterina Valente.

Hierzulande ist „I Love Paris“ einer der bekanntesten Titel von Cole Porter  – in der deutschen Version von Caterina Valente „Ganz Paris träumt von der Liebe“. Der Song entstammt seinem Spätwerk „Can-Can“, in dem sich Porter 1953 noch einmal an jenen Ort  zurückerinnert, in dem er so glücklich gewesen war. In seinen letzten Musicals – Porters Leben war zunehmend beschwerlich – kehrte er immer wieder dorthin zurück. Sein letzter Theatererfolg ist „Silk Stockings“, eine Adaption des Filmklassikers „Ninotschka“ von Ernst Lubitsch. Zum ersten und bis heute letzten Mal in der Geschichte des Broadway sollte eine Deutsche die Urbesetzung einer Titelrolle in einem Hit-Musical spielen: Hildegard Knef (die auf den Reklametafeln allerdings Hildegarde Neff hieß). Die bald darauf folgende Verfilmung durch MGM fiel bereits in die Zeit, da Musicals aus der Mode kamen. Porters letzte Arbeit war wiederum eine Geschichte aus Paris: das MGM-Musical „Les Girls“ mit Gene Kelly, eine letzte Kraftanstrengung des Studios, das im folgenden Jahr 1958 die Konsequenzen zog und sich aus der Produktion von Musicals zurückzog.
Das geschah allerdings mit einem vielfach oscargekrönten Rausch in Breitwand und Technocolor: „“Gigi“. In dieser Colette-Verfilmung lebt die Pariser Belle Époque noch einmal auf, und das leibhaftige Denkmal Maurice Chevalier spielt eine tragende Rolle.

Noch wenige Jahre zuvor waren die Musicals von MGM Produkte gewesen, die ihre beträchtlichen Herstellungskosten mühelos wieder einspielten.
1951 kam Vincente Minnellis berühmter Musicalfilm „Ein Amerikaner in Paris“ heraus. Eine Bearbeitung von George Gershwins programmatischem Orchesterwerk „An American In Paris“ liegt dem großen Ballett-Finale des Films zugrunde. Irving Berlin besuchte die Dreharbeiten. Die Mitteilung, Gene Kelly wollte die letzten 15 Minuten des Films mit einem Ballett, einer gigantischen Traumsequenz mit stilisierten Toulouse-Lautrec-Dekorationen, beschließen, machte ihn ratlos. „Weiß Mr. Kelly eigentlich, was er tut?“ soll er gefragt haben.
Auch die Songs des Films stammen von Gershwin – heute hieße ein solches Projekt Jukebox-Musical. Als sich der Protagonist des Films (Gene Kelly), ein amerikanischer Maler, in Paris verliebt – in das selbe Mädchen wie sein französischer Freund (Georges Guetary), was aber beide noch nicht wissen – singen (und tanzen) sie „’s Wonderful“, das ursprünglich in das Broadway-Musical „Funny Face“ von 1927 gehört.
„Funny Face“ ist auch der Titel eines weiteren zusammengefügten Gershwin-Filmmusicals, in dem der fast 60jährige Fred Astaire elegant wie eh und je mit der jungen Audrey Hepburn tanzt.

american-in-paris_minifWas hier „Langspielplatte“ genannt wird (siehe Rückseite, Abb. unten) hatte die Größe einer Single und beinhaltete vier Songs.
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Wie schon „Gigi“ gelangte auch das Pariser Märchen „Victor/Victoria“ (1982) von der Leinwand auf die Bühne. Aus der Blake Edwards-Komödie um eine Sopranistin, die erst Karriere macht, nachdem sie sich als Transvestit ausgibt, wurde 1997 ein letzter Broadway-Erfolg für Julie Andrews, die schon im Film die Hauptrolle gespielt hatte.

Forts. folgt

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