George Clooney ist häufig mit Cary Grant verglichen worden, einem Star des frühen Tonfilms, der trotz seines fabelhaften Aussehens ein fähiger Komödiant war. Dieser Vergleich hat etwas für sich, aber einen seiner besten Auftritte hatte George Clooney in einem Drama, in dem sein charmanter Witz gar nicht angerufen wurde: „Michael Clayton“. Die – ob groß oder klein – sorgfältig konzipierten und besetzten Charaktere erinnern an Sidney Lumet, die Geschichte des an sich netten Burschen, der es mit einem krakengleichen System aufnimmt, an die frühen Filme mit James Stewart – ohne deren Pathos. Außerdem weiß ich ein glückliches Ende meistens zu schätzen.
Bei diesem Film findet die Schlüsselszene ungewöhnlicherweise schon in den ersten Minuten statt, als vorweggenommenes Detail aus dem dramatischen dritten Akt. Der Titelheld steigt im Morgengrauen in einer verlassenen Gegend scheinbar unmotiviert aus seinem Wagen und geht zu einem Hügel hinauf, auf dem Pferde grasen. Das wird ihm das Leben retten.
Im weiteren Verlauf der Handlung werden wir das Hügel-Pferd-Motiv noch einmal wiedersehen. Aber es liefert uns nicht den Grund für Clooneys Tun, sondern nur die Inspiration. Was zwischen diesen beiden Punkten geschieht, wird nicht erklärt oder gar gezeigt, wir müssen es selbst empfinden. Abseits all seiner Thriller-Elemente, der gelegentlichen Action und der unterhaltsamen Darstellung eines durchgeknallten Intellektuellen, der seine Psychopharmaka abgesetzt hat, leistet sich dieser Film auch diese Meta-Ebene, die im Jahre 2007 die Bereitschaft des Publikums, solche Subtexte wahrzunehmen, bereits überforderte.
Michael Clayton ist der „Mann für besondere Fälle“ in einer New Yorker Anwaltskanzlei. Als sein Kollege Edens sich auf die Seite des Klägers schlägt – anstatt einen Agrarmulti zu verteidigen, der mit krebserregendem Düngemittel hantiert – und auch noch bei einer Anhörung die Hüllen fallen lässt, wird Clayton alarmiert, um diesen wieder auf die richtige Schiene zu setzen. Das ist schwieriger als erwartet – und bald gilt Clayton selbst als Sicherheitsrisiko, das aus dem Weg geräumt werden muss …
Hauptdarsteller Clooney profitiert von einem Ensemble, das ihm auf Augenhöhe begegnet. Tom Wilkinson als zweifelnder Quertreiber geht uns nahe, so neurotisch er sich auch aufführt. Auch die Idee, die Giftspinne im Hintergrund mit der ätherischen Tilda Swinton zu besetzen, ist hoch zu preisen.
Autor und Regisseur Tony Gilroy hat als Verfasser seichterer Ware wie der „Bourne“-Trilogie weitaus mehr Furore gemacht. Doch immerhin wurde “Michael Clayton“ für sieben Oscars nominiert. Tilda Swinton erhielt einen davon.