Die schönsten Filme, die ich kenne (60): „Buster Keaton – Wie Hollywood ein Genie zerbrach“

betr: 52. Todestag von Buster Keaton

Wir sind es heute gewohnt, nichts mehr aufzeichnen und aufbewahren zu müssen, da uns Youtube (wenn wir einem trügerischen Gefühl nachgeben) alles abrufbar und portioniert zur Verfügung stellt. Die Archive stehen auch offiziell so weit offen wie nie zuvor, wenn es gilt, historisches Material zusammenzustellen. Das hat in den letzten Jahren zu einer Flut von TV-Dokus geführt, denen deutlich anzumerken ist, dass ihre Autoren sich mit dem jeweiligen Thema nicht sehr lange beschäftigen mussten. Umso bemerkenswerter sind vereinzelte Portraits, für die sich Zeit genommen wurde.

„Buster Keaton – Wie Hollywood ein Genie zerbrach“ ist mehr als ein Dokumentarfilm. Es ist so etwas wie ein weiterer Film von Buster Keaton, den wir mit 50 Jahren Verzögerung vorgeführt bekommen. Jean-Baptiste Péretié erzählt in schlanken, aber präzisen Worten aus dem Off die Geschichte eines Mannes, der sich (in den Augen vieler Filmliebhaber, nicht in meinen) zu Chaplin verhält, wie die Beatles zu den Stones. („Es kann nur einen geben!“ …) In der Tat hat er sich mit Chaplin gut verstanden und leider in einem entscheidenden Moment nicht auf ihn gehört,  wie wir erfahren.
Was wir sehen, sind zum größten Teil Ausschnitte aus Keatons Stummfilmen, die so ausgesucht und angeordnet sind, dass wir uns fühlen, als würde der Meister persönlich zu uns sprechen – und zwar über sich selbst.

Keatons Geschichte ist so entsetzlich und verstörend, wie der Titel es ankündigt, doch der Film niemals reißerisch (das ist angesichts der Bilder, die wir zu sehen bekommen gar nicht notwendig). Die Schönheit, die übermenschlich anmutenden Kräfte, die Kreativität und der Individualismus dieses „totalen Filmemachers“* machen sprachlos, auch wenn man seine Arbeit bereits kennt. Diese Dokumentation ist geeignet auch jene abermals zu überraschen,  die sich mit der Geschichte Hollywoods schon intensiv beschäftigt haben. Selten war die Traumfabrik so segensreich für den Konsumenten und so verzehrend für ihre Arbeiterklasse.

„Buster Keaton – Wie Hollywood ein Genie zerbrach“ ist zu diesem Zeitpunkt vollständig auf Youtube zu finden.
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* Diese passende Formulierung verweist auf einen anderen großen Komiker der Leinwand. Und selbstverständlich war Buster Keaton nur oberflächlich betrachtet ein Komiker.

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