Sie sind Akrobat? Schön!

betr.: 139. Geburtstag von Grock

Wie wichtig die sprichwörtlichen Frauen hinter den sogenannten großen Männern sind, sieht man an den Biographien unzähliger Künstler, die auf sich gestellt möglicherweise schon nach wenigen Jahren wegen mangelnder Geschäftstüchtigkeit unter die Räder gekommen wären (Peter Frankenfeld, Peter Alexander, Robert Stolz …). Es könnte sein, dass Grock – einer der größten Zirkusclowns meiner Kindertrage, Schlachtruf: „Nit möööglich“ – auch ohne seine sehr tüchtige Gattin zurechtgekommen wäre (sie machte nicht nur die Kasse sondern auch die Geräusche), denn Grock war Schweizer. (Adrian Wettach hieß Grock, weil er aus einem Duo namens „Brick und Grock“ übriggeblieben war.)
Gert Fröbe erzählte, wie gerührt und im angenehmen Sinne irritiert er war, als jener Grock ihn nach einem Auftritt im gleichen Benefiz-Galaprogramm per Handschlag für eine gemeinsame Tour engagierte: “Die Tournee dauert ein Vierteljahr, Sie bekommen dreihundert D-Mark pro Tag, das sind fast 28.000 D-Mark.“ Fröbe hatte die 50 Minuten vor der Pause zu füllen, Grock kam nach der Pause für eine Stunde heraus. Damit war Gert Fröbe nicht nur in die ehrenwerte Zunft der Artisten aufgenommen, er hatte außerdem eine für 1950 restlos irre Summe verdient.
Später fragte der Schauspieler seinen Manager, wie Grock wohl auf die Idee gekommen sein mochte, ausgerechnet ihn zu engagieren. „Weil er rechnen kann“, erklärte ihm der Manager. „Er muss ja von seiner Abendgage das Vorprogramm finanzieren, und für die fünfzig Minuten braucht er normalerweise einen Conférencier, drei, vier Hupfdohlen, einen Feuerschlucker oder Jongleur … auf jeden Fall sind ganz schnell achthundert bis tausend Mark weg. Ihnen aber zahlt er nur dreihundert, also bleiben ihm 2.700.“
Das war ein wenig entzaubernd, aber Fröbe fühlte sich trotzdem weiterhin sehr anständig bezahlt. Und das, obwohl die ihm obliegende erste Nummer immer die schwerste ist, wie alle Artisten wissen.
Grock sollte diese Kalkulation noch bereuen und bald um Auflösung der Vereinbarung bitten. Er konnte ja nicht wissen, welch grandiosen Alleinunterhalter er da aufgerissen hatte und wie schwer er es im Anschluss daran haben würde. In den 70er Jahren sollte Fröbe, längst ein internationaler Filmstar, damit erfolgreich tingeln. Ohne Clown. Aber das ist eine andere Geschichte …

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