A Korny Concerto

betr.: 75. Jahrestag der Uraufführung des Violinkonzerts in D-Dur, Op. 35 von Erich Wolfgang Korngold

1934 rief Max Reinhardt das ehemalige musikalische Wunderkind Erich Wolfgang Korngold aus Wien nach Hollywood, um ihn bei der Verfilmung des „Sommernachtstraums“ zu unterstützen. Korngold vergrößerte die übliche Band-Besetzung auf Sinfonieorchesterstärke und erschuf in Rahmen seiner Mendelssohn-Bearbeitung eine ganz neue Qualität von Filmmusik. Es war die Frühzeit des Underscorings, das sich nun – wenige Jahre nach Einführung des Tonfilms – auch in der technischen Abmischung einer Filmtonspur umsetzen ließ. Neben seinem Landsmann Max Steiner sollte Korngold den spätromantischen Sound der Filmmusik für die nächsten 30 Jahre definieren und zahlreiche erfolgreiche Soundtracks komponieren.
Zu den vielen albernen Vorbehalten, die dem Komponisten zu Lebzeiten entgegengebracht wurden und die sich jetzt, bald 70 Jahre nach seinem Tode, ganz allmählich verflüchtigen, gehört jener, seine Musik für den Konzertsaal sei deshalb gering zu schätzen, weil er darin hin und wieder Material aus seinem Filmschaffen nutzte.
Der weltberühmte Geiger Jascha Heifetz hatte damit kein Problem, als er das ihm gewidmete „Violinkonzerts in D-Dur, Op. 35“ mit dem Saint Louis Symphony Orchestra uraufführte. Es vereint vier große Soundtracks des Meisters: das lange Solo zu Beginn stammt aus dem Film „Another Dawn“ (1937), das zweite Thema aus „Juárez“ (1939), das Hauptthema der Romanze wurde „Anthony Adverse“ (1936) entnommen, das energische Finale „The Prince And The Pauper“ (1937).

Heifetz bespielte eine Schallplatte, doch dann wurde es still um das Werk. Die Geiger spielten lieber Konzerte von Bartok, Alban Berg, Strawinsky und Prokofieff. In den letzten Jahren scheint es, als wollte man diese Scharte wieder auswetzen, so häufig ist Korngolds Konzert auf Tonträgern und in Aufführungen zu hören gewesen. Dass man an diesen umso mehr Freude hat, je weniger man mit der seelenvollen Ur-Interpretation von Heifetz vertraut ist, liegt in der Natur der Sache. Aber es tut dem Vergnügen noch längst keinen Abbruch.

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