betr.: 49. Todestag von Ernst Hanfstaengl
Noch bis vor gut zehn Jahren wurde im Rang eines geflügelten Wortes immer mal wieder die Frage gestellt, wie es auf dem Boden einer Kulturnation zum Dritten Reich kommen konnte. Das hat zuletzt ganz aufgehört – inzwischen beantwortet sich diese ohnehin rhetorisch gemeinte Frage in der gesellschaftlichen Praxis gewissermaßen von selbst.
Schon zuvor gab es ein Buch, welches mir das Gefühl gab, dass unser allgemeines Kopfschütteln über die Toren, die den skurrilen Diktator einst hochkommen ließen, etwas wohlfeil sein könnte.
Ernst („Putzi“) Hanfstaengl ist ein detailreicher und schnurriger Chronist des Aufstiegs der Nationalsozialisten und ihrer ersten Regierungsjahre. Bereits die kurze Vorgeschichte seiner Erinnerungen „Zwischen Weißem und Braunem Haus“ (ein unglücklicher Titel, nicht nur wegen der unrichtigen Reihenfolge in der Aufzählung) macht das deutlich – und damit wohl auch den Grund dafür, dass diese Quelle bis heute so ungern seriös ausgewertet wird. Hanfstaengls persönliche und private Einblicke mögen auf die Nachgeborenen etwas schwatzhaft und unangemessen humorvoll wirken (was ihnen insgesamt unrecht tut), die Eitelkeit des Erzählers macht sie weiterhin angreifbar. Mindestens letzteres sollte man vernachlässigen. Nur grundlose und uneingestandene Eitelkeit ist ärgerlich. Der Erzähler muss sich zuletzt zur netteren der beiden gleichermaßen naiven Gruppen rechnen, die den Falschen unterstützt haben.