Testvorführungen funktionieren nicht, ihre Ergebnisse sind reiner Zufall.
Ausführlicher gesagt: Testvorführungen funktionieren nur dann, wenn das Testpublikum keine Ahnung hat, dass es als ein solches fungiert oder wenn es ihm egal ist – also ein weitgehendes Ding der Unmöglichkeit.
Wer als Testperson dient, in dem setzt sich eine Reihe von psychologischen Reflexen in Bewegung, die der Idee, die Wirkung einer künstlerischen Arbeit – sagen wir: eines Films – zu testen, vollständig zuwiderläuft: man freut sich der übertragenen Verantwortung (Macht), verreißt also lieber als dass man lobt. Zudem erliegt man leicht der Versuchung, sich der gefühlten Meinung der Masse anzuschließen (die wiederum von Punkt 1 getrieben wird). Man wird vielleicht lügen, um besser dazustehen, wenn man gefragt wird: wie hat’s dir gefallen? Überhaupt genießt man nicht unbefangen die Darbietung, sondern fühlt sich als Teil des Teams, das hier am Werk ist.
Der freiwillige Zuseher, der zum Vergnügen in seiner Freizeit ins Kino geht, ist in einer komplett anderen Verfassung.
Selbstverständlich lassen sich diese Einschränkungen der eigenen Aussagekraft nicht abstellen oder niederhalten, obwohl das jeder für sich in Anspruch nehmen würde: klar bin ich objektiv.
Gute Kritiker lernen im Laufe der Zeit, sich in dieser Disziplin zu schulen (aber wirklich nur gute!). Sie schaffen es auch, die Reaktionen eines ebenfalls anwesenden Publikums zwar zur Kenntnis zu nehmen, sich aber dennoch von ihnen zu emanzipieren.
Dieses Paradox der nicht durchführbaren Testvorführung im Sinne der Vorführenden lenkt unseren Blick auf den großen Widerspruch in uns allen.
Privatdetektive berichten zuweilen von dem Wunsch nach Klärung eines bösen Verdachts und dem gleichzeitigen Unwillen, es genau zu wissen und die Hoffnung endgültig begraben zu müssen. Solche Kunden werden am Ende des Auftrags richtig sauer auf den Überbringer der schlechten Nachricht, den sie selbst gebucht haben.
Wir alle kennen dieses Paradox aus unserem Leben als Zuschauer eines Thrillers. Einerseits wollen wir wissen, wem die mordende Hand gehört, die aus dem Dunkel ins Bild kommt, andererseits würden wir es nicht schätzen, wenn jemand „spoilert“.