Wenn mir eine Lektüre viel Freude bereitet, pflege ich mir Notizen zu machen. Ich schreibe mir die pfiffigsten Schlussfolgerungen und die originellsten Formulierungen auf – in der Hoffnung, sie mir eventuell merken und irgendwann in meinen beweglichen Gedankenschatz übernehmen zu können. Wenn es des Esprits zuviel wird und ich mich vor lauter Gekritzel nicht mehr auf den Text konzentrieren kann, lege ich den Stift weg und lese mit einem etwas schlechten Gewissen weiter. Bei Ihren Kolumnen im „Zeit-Magazin“, liebe Frau Beermann, gehört der beschriebene innere Zwist ganz einfach dazu, und ich habe mich daran gewöhnt. Sie sind der Grund dafür, dass ich bei jedem meiner Kurz- oder Probe-Abos Ihrer Mutterzeitschrift ein wenig bang auf das Ende sehe. (Ein weiterer Grund wäre die Rubrik „Was ich gern früher gewusst hätte“, doch deren Qualität ist wegen ihres Gastbeitrag-Charakters zwangsläufig volatil.)
Das einzige, was ich noch mehr liebe als dass mir witzige Formulierungen für meine bestehenden Argumente geliefert werden, ist die Erschütterung meiner Gewissheiten, ohne dass mir deswegen der Spaß vergehen muss.
Sie beherrschen beides! Sie sind in Ihrer Kritik niemals wohlfeil und kränken mich nie mit einer popeligen Wortwahl. Und das, obwohl ihre thematischen Aufhänger stets volkstümlich und gut zugänglich sind („Niedrigschwellig“ heißt wohl die aktuelle Worthülse. Oder “barrierefrei“?!?).
Ein paar Sachen sollte man sich vielleicht doch aufschreiben.
In Ihrem letzten Beitrag kommen Sie vom barfuß-TV-Auftritt einer nutzlosen Berühmtheit (meine Einordnung!) zu einem Nachdenken über allerlei scheinbar Banales: „Warum wurden Schuhe erfunden? Damit einem auf der Straße keine Ratte in die hacke beißt, klar. Der bekleidete Fuß ist aber auch eine zivilisatorische Errungenschaft. (…) es gibt einen Grund, warum sich das Barfußgehen im öffentlichen Raum nicht etabliert hat, also kurios wirkt, wenn es doch gemacht wird: Es ist unhöflich. Als Gesellschaft haben wir uns auf ein paar Codes geeinigt, etwa darauf, dass Bikinis an den Pool gehören und man nicht Eis schleckend zu einer Beerdigung geht. Es ist eine Form des Respekts vor der Gruppe, etwas von sich für sich zu behalten.“
In einer untergegangen Zeit hätte so etwas Reinhard Mey in einem seiner Lieder für uns zusammengefasst.
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