Spione und gekrönte Häupter

betr.: 45. Jahrestag der Erstausstrahlung von „Der dritte Mann“ im deutschen Fernsehen

30 Jahre hat es gedauert, bis dieser Klassiker es von der Leinwand in unsere Wohnstuben schaffte: „Der dritte Mann“ vom Autor Graham Greene und dem Regisseur Carol Reed. (Zu diesem Zweck wurde sogar eine zweite Synchronfassung erstellt, die sich allgemein durchgesetzt hat.) Da dies außerdem ein Kultfilm ist, wird er selbstverständlich in der Podcast-Reihe „Alle 42 Kultfilme“ erst sorgfältig vorgestellt, dann ganz subjektiv der Frage unterzogen, was er heute eigentlich noch taugt: https://plus.rtl.de/podcast/alle-42-kultfilme-jwn9qyohi5tck/der-dritte-mann-gh03bblbme3k5

Am selben Tag erlebte übrigens auch die nur wenige Jahre ältere Komödie „Nothing But Trouble“ ihre TV-Premiere, einer der letzten Filme mit Laurel & Hardy. Die rührselige Geschichte über ein jugendliches Staatsoberhaupt, das um die Ecke gebracht werden soll und dann von Stan & Ollie gerettet wird, ist ein typisches Beispiel für die ächzende Mittelmäßigkeit, in der Hollywood sein größtes Komikerduo hatte versinken lassen. Doch sie hat gewisse Familienfilm-Qualitäten, und so gehörte sie in den nächsten Jahren zu den am häufigsten wiederholten Langfilmen von Laurel & Hardy.

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Eine Antwort zu Spione und gekrönte Häupter

  1. Hans-Bernhard Barth sagt:

    Im Podcast zum „Dritten Mann“ erwähnt Ihr auch die beeindruckenden unterirdischen Schauplätzen in der Wiener Kanalisation, insbesondere einen durch die Kanalisation fließenden Donaulauf. Bei dem seid Ihr aber einer urbanen Legende aufgesessen:

    Das Gebiet der Großstadt Wien war (und ist noch immer) durch die Donau und die Wienerwaldbäche und -flüsse überschwemmungsgefährdet. Bei diesen Überschwemmungen kam es regelmäßig zu Verunreinigungen der örtlichen Wasserversorgung und nachfolgenden Epidemien, so dass spätestens ab Mitte des 19. Jhdts. drei (vier) wasserbaulich-sanitäre Großprojekte in Angriff genommen wurden, welche die künftig seuchenfreie Bewohnbarkeit des Stadtgebiets sicherstellen sollten:

    1) Konzentration der bislang vielarmig durch ein breites Überschwemmungsgebiet bei der Stadt mäandrierenden Donau auf zwei begradigte Haupt-Flussbetten (mit dazwischen liegender, langgestreckter Donauinsel), die sog. „Donaukanalisation“ (die beiden Flussgerinne heißen „Donaukanal“ und „Neue Donau“). Ziel war eine rasche Abführung von Donau-Hochwässern am Stadtgebiet vorbei.

    2) Regulierung und streckenweise Überwölbung der das Stadtgebiet durchquerenden Wienerwaldbäche und -flüsse, die bereits seit dem 17. Jhdt. auch als Abwassergräben missbraucht worden waren. Abschnittsweise überwölbt wurde in den 90er-Jahren des 19. Jhdts. vor allem auch der größte, wasserreichste und breiteste der Wienerwaldflüsse, die mehrfach namengebende Wien. Ziel war hier neben dem Hochwasserschutz auch die Verschönerung des Stadtbildes (das Unansehnliche — und vermutlich Unüberriechbare — wurde „versteckt“).

    3) Bau der Schwemmkanalisation, um Abwässer in einem geschlossenen Leitungssystem zu sammeln und rasch aus dem Stadtgebiet fortzuschaffen. Letzteres übernehmen sog. Hauptsammler, besonders groß dimensionierte tunnelartige Leitungen (Durchmesser bis 5m, z.T. auch größer) mit beiderseitigen Revisionswegen. Auch die eingewölbten Bäche und Flüsse haben solche Revisionswege. Durch sog. Übersturzkammern stehen Hauptsammler und eingewölbte Gewässer miteinander in Verbindung; letztere dien(t)en als Regenüberlauf für die Kanalisation. U.a. verlaufen Hauptsammler zu beiden Seiten parallel zum Donaukanal und zur Wien.
    Drehorte im Untergrund für den „Dritten Mann“ dürften hauptsächlich die überwölbte Wien und eine angrenzende Übersturzkammer gewesen sein. Der angesprochene unterirdische Donaulauf war also höchstwahrscheinlich der unterirdische Verlauf der Wien!

    4} Hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt; zeitlich aber mit als Erstes ausgeführt: Umstellung der Trinkwasserversorgung der Stadt von örtlichen Brunnen und Wasserwerken auf Fernwasserversorgung aus ergiebigen, siedlungsfernen und damit vor Verunreinigung geschützten Quellen im Alpenraum westlich von Wien (Wiener Hochquellen-Wasserleitung(en)).

    Dass im besetzten und geteilten Nachkriegs-Wien die städtische Kanalisation zum heimlichen Wechsel über Sektorengrenzen benutzt wurde, ist übrigens historisch belegt.

    Sorry for this long (and mostly off-topic) post.

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