betr.: 108. Geburtstag von Robert Bloch
So lebt Norman Bates in Robert Blochs „Psycho“ – nur unwesentlich anders als in der filmischen Version.
Eine Viertelstunde später klopfte sie an die Tür des großen Holzhauses oben am Hang. Im Wohnzimmerfenster brannte nur eine einzige Lampe, doch der erste Stock war hell erleuchtet. (…)
Zunächst konnte [Mary] nicht fassen, was sie da sah. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass es einen solchen Raum in der heutigen Zeit noch gab. Selbst bei einem so alten Haus wie diesem fanden sich normalerweise Anzeichen dafür, dass die Inneneinrichtung verändert und verbessert worden war. Aber das Wohnzimmer war nie modernisiert worden. Die Tapeten mit Blumenmuster, die dunklen, kunstvoll verschnörkelten Holzmöbel, der Teppich in Türkischrot, die schweren Polstersessel mit der hohen Lehne und der getäfelte Kamin stammten direkt aus dem letzten Jahrhundert. Es gab nicht einmal einen Fernsehapparat, der deplatziert hätte wirken können, sondern lediglich ein aufziehbares Grammophon auf einem Beistelltisch. (…)
[Mary] folgte [Norman] den Flur entlang, der unter der Treppe hindurchführte. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, in der Küche zu essen“, murmelte er. „Es steht alles bereit. Setzen Sie sich, ich schenke uns Kaffee ein.“
In der Küche sah es aus wie im Wohnzimmer. An den Wänden waren deckenhohe verglaste Geschirrschränke um eine altmodische Spüle mit einer Handpumpe gruppiert. In einer Ecke kauerte ein großer Holzofen, der eine anheimelnde Wärme ausstrahlte. Und auf einem langen Holztisch waren Würste, Käse und hausgemachte Essiggurken in Glasschüsseln einladend angerichtet. Mary kam keinen Augenblick in den Sinn, über dieses Idyll zu lächeln, noch nicht einmal über das unvermeidliche handgehäkelte Motto an der Wand: „Gott segne unser Heim“.