Noch ’ne Community: „Social Movie“

Wenn Prominente um eine Favoritenliste gebeten werden – sagen wir: eine Liste ihrer Lieblingsfilme – kann man sich die Antwort getrost in die Haare schmieren. Die meisten interessieren sich nicht für Filme (oder Romane, Theaterstücke, Opern …), und das ist völlig in Ordnung. Nur sagen sie es nicht, denn wie sähe das aus? Sie werden ihre Agentur bitten, irgendwas Repräsentatives zusammenzustellen, ein paar „mag jeder“-Titel und vielleicht noch einen etwas weniger erwartbaren.
Wer tatsächlich Filme liebt, der wird wissen, dass eine solche Liste schwer zu komponieren ist. Weil jeder geliebte Film so besonders ist, dass er sich dem Vergleich mit den anderen geliebten Filmen automatisch entzieht. „Ihre 10 Liebsten Filme bitte!“ wäre – ohne ein Ranking innerhalb der Auswahl – gerade noch drin.
Seltsamerweise verhält sich die direkt betroffene Sorte Mensch in diesem Zusammenhang genauso: die Filmstars selbst. Auch hier ist der Anteil derer, denen das Thema wurscht ist, beträchtlich! Entertainment ist schließlich Nebensache (oder sollte sich wenigstens so anfühlen).

Die Social-Media-Seite „letterboxd.com“ lässt sich dennoch als „direkter Draht zwischen Fans und Filmemachern“ feiern. Die „TV Movie“ erblickt in ihr sogar „Eine neue Hoffnung für das Kino“, weil sie die Stars am Roten Teppich explizit nach ihren vier absoluten Lieblingsfilmen fragt.
Alle, denen das Thema genauso egal ist wie den Befragten (also die überwiegende Mehrheit) kann sich bestätigt fühlen.
Matt Damon brachte das Dilemma versehentlich auf den Punkt, als ihm rausrutschte, einen Titel von Spielberg müsse er ja nennen (soso) – mit ihm hat er „Der Soldat James Ryan“ gedreht. Also gut … äh … „Der weiße Hai“. Ansonsten nannte er, was man halt so sagt: „Pulp Fiction“ und „Der Pate“. Das ist so, als hätte er auf die Frage, was er nicht leiden kann, geantwortet „Gier, Bosheit, Niedertracht“ – also den Blödsinn, den die „F.A.Z.“ mit ihrem Proust’schen Fragebogen noch immer regelmäßig bei Prominenten einsammelt.

Haben denn die Erhebungen eines puren Wischiwaschi-Portals überhaupt einen Wert? Es kann vorkommen.
Der öffentlich komplett konfliktunfähige Tom Hanks bat sich ein wenig Bedenkzeit aus und kam unterdessen wohl zu der Erkenntnis, hier sei ja eh nichts kaputtzumachen. Dann nannte er einen „Ihr wisst schon“-Titel: „2001: Odyssee im Weltraum“ und einen leicht ungemütlichen Quasi-Klassiker: „Asphalt-Cowboy“ (beide geschenkt) und würdigte mit „Yeah Yeah Yeah“ die Beatles, was nie verkehrt ist. Definitiv eine persönliche Wahl muss „Die besten Jahre unseres Lebens“ (1946) von William Wyler gewesen sein. Das freut mich nicht nur wegen einer Übereinstimmung mit meiner persönlichen Meinung, sondern auch, weil ich hier glaube, wirklich etwas von und über Tom Hanks erfahren zu haben.
Von Matt Damon weiß ich nur, dass er hofft, nochmal mit Spielberg drehen zu dürfen. Und dass er diesen offenbar für immens eitel und bestechlich hält.
Eigentlich auch witzig zu wissen.

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