Ganz unten angekommen

betr.: „Sub-Mariner: Die Tiefe“

Mein persönlicher Lieblings-Marvelheld Prinz Namor* ist vom MCU bisher recht ungeschoren geblieben. In die Neuinterpretationen seines Ursprungs-Formates wird er hingegen einbezogen. Vor zwei Jahren erschien Peter Milligans 5teilige Heftreihe „Sub-Mariner: The Depths“, gezeichnet von Esad Ribić, als Hardcover-Sammelband bei uns.

Der Wissenschaftler und Entdeckungsreisende Professor Stein bricht per U-Boot auf, um einen in den Tiefen des Ozeans verschollenen Kollegen zu finden – und zu beweisen, dass Atlantis und dessen Herrscher Namor nur Seemannsgarn sind. Zumindest zweiteres kann ja nichts werden. Und so wächst die Paranoia an Bord, je weiter wir vorwärtskommen. Der Auftritt des Titelhelden kommt spät, aber gewaltig …

Der trübe, von Blautönen beherrschte, aquarellhafte Strich wird dem Sujet unbedingt gerecht. Und insofern ist auch das aktuelle Erscheinungsbild des Helden von Atlantis zielführend: er sieht tatsächlich wie ein (menschliches) Wesen der Tiefsee aus, und man meint beim Umblättern einen Fischgeruch in der Nase zu haben.
Der Stil dieses Abenteuers ist eindeutig von der Wiederentdeckung des H. P. Lovecraft inspiriert – ein Autor, der zu Meeres-Ungeheuern eine besondere Beziehung hatte – und von dem Niederschlag, den diese in der Comic-Kultur gefunden hat.
Ribic gibt Namor das spitze Kinn der Kriegsjahre zurück (wie es Bill Everett einst gestaltet hatte), verpasst ihm das hymische Zackengebiss des Tigerhais und lässt ihn sogar nackt auftreten, was durch geschickte Blickwinkel freilich niemals zu indezenten Details führt. Das ist wagemutig und konsequent. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist der edle Sexappeal, den besonders John Buscema dem Charakter einst verliehen hatte. Dass sich dieser glibberige Wüstling in der Zeit nach seiner Wiederauferstehung im frühen Silver Age allen Ernstes um Susan Storm bemüht haben könnte, mag man sich gar nicht vorstellen.
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* Siehe https://blog.montyarnold.com/2016/10/01/aquarius-prinz-namor-der-held-von-atlantis-die-deutsche-chronologie-von-marvels-sub-mariner/

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