„Der Flötenspieler“
(„Le Joueur de Flute“)
Text und Zeichnungen: Caza (Philippe Cazamayou), erschienen 1980 in „Métal Hurlant“, deutsch 1983 in „Schwermetall“ (Volksverlag), Übersetzung: Rüdiger und Daniele Böhm
Caza veröffentlichte seine Arbeiten ab 1976 in „Métal Hurlant“, einer Zeitschrift, die der Leserschaft „Comics für Erwachsene“ versprach.
Der Einfluss des Großmeisters und Magazin-Mitbegründers Moebius auf seinen Zeichenstil ist so immens, das man seine Arbeit auf dem ersten Blick glatt für Moebius halten könnte. Doch gleich auf den zweiten zeigt sich, wie kreativ Caza auf dessen Vorbild aufbaut – viel kreativer als etwa Philippe Druillet. En detail macht er eigentlich alles anders. Leider steht die allzu knallige Colorierung seinen Sujets manchmal im Wege (so auch hier. Viele Jahre lang besaß ich den „Flötenspieler“ nur als Fotokopie in Schwarzweiß. Als ich mir das Heft endlich besorgte, taten mir die grün lachenden Himmel fast in den Augen weh.)
Das bei „Métal Hurlant“ quasi zum Service gehörende sexuelle Element tritt bei Cazas vier- bis zehnseitigen fantastischen Beiträgen (er gestaltete auch einige Cover und veröffentlichte Alben) in den Hintergrund. Bei allem finsteren Existenzialismus sind sie gewissermaßen jugendfrei. Das ist angesichts dessen, was sie über das Leben zu erzählen haben, nicht unpraktisch.
In „Der Flötenspieler“ wirft Caza einen besonders unversöhnlichen Blick auf den Homo Sapiens. Diese Geschichte liegt im Trend ihrer Entstehungszeit, da Öko-Themen sich einen festen Platz in der Popkultur eroberten. Doch sie macht es sich nicht so leicht wie die meisten Kunstwerke mit edler Botschaft. Gewiss, auch hier sind die „Menschs“ die größten Feinde ihres Planeten; sie haben ihn befallen wie eine Läuseplage. Doch Caza zeigt sie nicht beim Verschmutzen der Umwelt, beim Quälen oder Töten von Tieren und beim Abholzen von Wäldern. Die unbehagliche Präsenz dieser puddingfeisten Geschöpfe wird uns als ein Endstadium präsentiert. Ihr Gegenspieler, der Rattenfänger der alten Sage, ist der einzige, den wir einen kleinen Baum fällen sehen. Das einzig halbwegs Einnehmende an dieser bitteren, ausgemergelten Gestalt ist ihr Hass auf die Erdverwüster – und dass sie als Letzte zu Musik imstande ist, auch wenn sie diese als Waffe einsetzt.
“Der Flötenspieler“ ist, wie bei Caza üblich, eigentlich kein Comic, sondern eine Bildergeschichte mit Begleittext (wie auch der Klassiker „Prinz Eisenherz“). Der Text transportiert die vollständige Geschichte. Allein die Pointe – das Opfer, das der zunächst scheiternde Titelheld zu erbringen hat – ist so schauerlich, dass dem Meister die Worte fehlen und er sie uns nur auf der Bild-Ebene erzählt.
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