Der Komiker als Filmheld (3): „Der letzte Komödiant“

In dieser Reihe werden Filme vorgestellt, deren Helden Komiker sind. Nach einer kurzen Inhaltsangabe werden die Filme hauptsächlich danach beurteilt, wie kundig und glaubhaft sie diesen Beruf abbilden. (Meistens entspricht dieser Aspekt aber auch der Gesamtnote.) Biopics werden an anderer Stelle behandelt.

„Der letzte Komödiant“ („Mr Saturday Night“), USA 1993

Fiktives Biopic über einen Großen der amerikanischen Live-Comedy (– oder ist es nur ein Mittelgroßer? Der Film legt sich nicht hundertprozentig fest). Im reifen Alter versucht Buddy Young, seinem Leben einen neuen Kick zu geben und blickt im Gespräch mit einem Journalisten auf seine 50jährige Karriere im Lachgeschäft zurück …

Alle Klischees zu mir! Fehlende Buchstaben in der Leuchtreklame als Sinnbild bröckelnden Ruhms, private Jokes mit Backwaren, pseudo-jüdischer Humor … – dieser Film erspart einem wirklich nichts!

Der vielfache Oscar-Verleihungs-Moderator, Comedy- und Filmstar Billy Crystal wählte für seine erste Regiearbeit ein Thema, in dem er sich bestens auskennt: er spielt den Komiker Buddy Young Jr, einen Charakter, den er schon in den Anfängen seiner Karriere entwickelte. Da er auch am Drehbuch mitschrieb, haben wir es hier mit einem prachtvollen Beispiel der Rubrik „Comedians über sich und ihren Job“ zu tun. Jede Suche nach einem Schuldigen erübrigt sich also.

Trotz der Wahl des Sujets will Billy Crystal weder von sich noch von seinem Beruf irgendetwas preisgeben. So häuft er einfach alle (wirklich alle!) bekannten Klischees aufeinander, die es zu den Themen „Komiker“ und „Entertainment-Branche“ gibt, hinzu kommen noch die zu „Sittengemälde“, „Familiengeschichte“ und „jüdische Herkunft“. Die Legende, dass es angeblich nur vier Witze auf der Welt gäbe, die lediglich variiert werden, nährt Crystal indem er tatsächlich nur einige wenige besonders grauenvolle Kalauer ständig wiederholt (ohne sie zu variieren), als stünden sie genau so am Anfang jeder Komiker-Karriere.
Routiniert und pünktlich auf die Sekunde läuft der ganze Schmus vor uns ab: die obligatorischen Rückblenden zu Familienfeiern, TV-Übertragungen und Nachtclub-Auftritten. Ebenso die Sottisen über das Älterwerden im Showbiz, die einander abwechselnden Kräche und Versöhnungen. Und wenn zwei Ostküsten-Intellektuelle durch New York laufen, wird natürlich eine Woody-Allen-mäßige Jazzplatte druntergemischt.
Die beiden Running-„Gags“ des Films lauten allen Ernstes „Na, war das’n Gag?“ und „Ich werd‘ gar nicht mehr drauf eingehen!“.

Einfallslosigkeit, Gefallsucht und feige Betulichkeit sind in jedem Genre unangenehm. Im persönlichen Projekt eines berühmten Komikers sind sie schlichtweg ein Ärgernis!

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