betr.: Skandinavier und Balten reisen zum Kämpfen in die Ukraine
Als die Pandemie sich entfaltete, erlebte ein alter Bestseller seine Wiederauferstehung: „Die Pest“ von Albert Camus. Ähnlich war es zuvor im Rahmen der Finanzkrise Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ ergangen. Wer dieses Prinzip weiterverfolgen möchte, dem sei nun die Lektüre von Ernest Hemingways „A Farewell To Arms“ empfohlen, dessen deutscher Titel „In einem anderen Land“ uns den Zusammenhang mit der heutigen politischen Lage aufzeigt: wer vor 1917, da die Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg eingriffen, als Amerikaner für die Mächte der Entente (also Großbritannien, Frankreich, Italien und deren Verbündete) ins Feld ziehen wollte, musste sich bei der Streitmacht eines anderen Landes verpflichten. Hemingway meldete sich als Sanitäter bei den Italienern.
Gegenwärtig zieht es viele Freiwillige aus dem Ausland in die Ukraine, um dort gegen Russland zu kämpfen. Sie ziehen damit nicht nur in die Schlacht zur Verteidigung der Demokratie, die von vielen zurzeit gesehen wird, sie folgen auch dem Aufruf des charismatischen Präsidenten der Ukraine Wolodymyr Selenskyj, eine „Internationale Brigade“ zu bilden.
In Europa wird diese Bitte allgemein unterstützt, sogar mit raschen Gesetzesänderungen. Auch Großbritannien solidarisiert sich mit Selenskyj, weist aber darauf hin, wie wichtig eine militärische Ausbildung sei, um sich an der Front wirklich bewähren zu können. Alle anderen sollten lieber Geld spenden.
Militärexperten pflichten dem bei: unerfahrene Freiwillige würden womöglich nicht lange von Nutzen sein und könnten – schlimmer noch –ihre Kameraden durch unvorsichtiges Handeln sogar gefährden. Um sich im Gefecht angemessen verständigen zu können, seien außerdem ukrainische Sprachkenntnisse notwendig. Auch die geplante Schaffung von Ausländerbrigaden würde das Kommunikationsproblem nicht vollständig lösen.
Der dänische Veteranenverband wies auf die langfristigen gesellschaftlichen Folgen hin: Was wird aus den Heimkehrern, die im Umgang mit der Waffe sehr viel besser geschult sein werden als in der Bewältigung ihres Traumas? Und was wird mit der Gesellschaft geschehen, die sie zuerst nicht auf diese Erfahrung vorbereiten konnte und die danach mit ihrer Therapierung überfordert sein dürfte?