Was macht eigentlich Lindsay Blaisdel?*

betr.: 29. Jahrestag des ersten Staffelfinales von „Der Denver-Clan“

Wenn Schauspieler aus einer Serie aussteigen, gibt es für die Produzenten zwei Möglichkeiten: entweder man inszeniert einen ordentlichen Abgang oder man hofft einfach, dass ihr Verschwinden niemandem auffällt.
Variante zwei begegnete mir erstmalig, als Anfang der 80er Jahre „Der Denver-Clan“ nach einer holprigen ersten Staffel in seine zweite startete. Die ganze Serie war der unbescheidene Versuch, das Konzept von „Dallas“ zu wiederholen und den Erfolg noch zu übertreffen. Leider aber hatte „Dallas“ einen sehr beliebten Super-Bösewicht namens J.R. – und „Denver“ nichts dergleichen. Die erste Staffel wurde also vorzeitig beendet und ein Teil des Ensembles gestrichen, um Platz für den neuen Bösewicht zu schaffen: ein Teufelsweib namens Alexis.
Ich fand das damals billig und unrealistisch. Menschen verschwinden doch nicht urplötzlich aus dem Leben, man hört nie wieder von ihnen, sieht sie nie wieder und redet so gut wie nie mehr über sie. Jedenfalls nicht so grund-, sang-, klang- und schamlos wie „Der Denver-Clan“ die (zugegeben langweiligen) Charaktere Walter, Matthew und Lindsay nebst ihren Handlungslinien entsorgt hatte. Besonders an Lindsay (ein dickliches, unglückliches Mädchen) habe ich noch häufig gedacht …
Inzwischen weiß ich, dass ich den Autoren unrecht getan habe. Das Leben imitiert einmal mehr die Kunst. Manche Menschen verschwinden einfach – auch ohne dass ihr Vertrag ausgelaufen wäre.
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* Sowohl Lindsay als auch Walter wurden Jahre später in einem kurzen Nebensatz als verstorben gemeldet. Matthew wurde wahnsinnig und hatte noch einen handstreichartigen Auftritt, ehe man ihn endgültig zur Strecke brachte.

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