betr.: „Die Saat“, morgen abend um 22.25 auf arte
„Die Saat“, ein TV-Drama von 2021 (Buch und Regie: Mia Maariel Meyer), ist an und für sich ein makelloses Stück TV-Unterhaltung. Es ist gut besetzt (im Zentrum steht Hanno Koffler, auf den immer Verlass ist) und überzeugend inszeniert, die gezeigte Zerstörung einer Familie durch Gentrifizierung, gesellschaftlichen Druck und pure Niedertracht ist fesselnd umgesetzt (was in diesem Falle bedeutet: beklemmend), und gesellschaftspolitisch auf der Höhe der Zeit ist die Geschichte außerdem. Das Wort „furchtlos“ kommt mir in den Sinn. Kein Gramm Kitsch haftet an diesen 98 Minuten. Alles Lob und jede Auszeichnung, die „Die Saat“ auf sich zieht (sowas hat es sicher gegeben), ist vollauf berechtigt.
Trotzdem hat mich dieser Film geärgert, und ich will ihn nie wiedersehen.
Die Psychologie dahinter ist für mich kein Ruhmesblatt: mir ist die Geschichte zu fies und lichtlos. Der Realismus der abgebildeten Verkommenheit zeigt mir, was ich eh schon weiß und wem ich eigentlich entkommen möchte, wenn ich mir einen Film ansehe. Er wird mir weder durch Poesie zugänglich, noch durch Humor oder sonst etwas Zerstreuendes erträglich gemacht.
Ich hätte hier einen winzigen Lichtstrahl gebraucht. Es muss ja nicht gleich ein Happy End sein, auf gar keinen Fall ein verlogenes oder angeklebtes.* Aber darin besteht eben die Kunst: eine Tragödie (eine solche haben wir vor uns) so zu erzählen, dass ich mich anschließend nicht fühle wie nach einem Kabarettprogramm von Volker Pispers. Oder wie Reich-Ranicki, wenn er fragt: „Frau Löffler, warum muss ich das lesen?“
Der Film hat mit allem recht, aber was habe ich davon?
„Die Saat“ befindet sich übrigens in guter Gesellschaft. Gefeierte Filme wie „Gomorrah“, „Twelve Years A Slave“ und „Dunkirk“ werden von mir aus dem gleichen Grund künftig gemieden werden.
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* … so wie in diesem Fall: https://blog.montyarnold.com/2024/07/08/asphalt-city/