Entertainment der Krise

Unter dem Begriff „Cold War Cinema“ ließe sich im Grunde das gesamte Paranoia-Kino* zusammenfassen, das der Kalte Krieg inspiriert hat, also sowohl die amerikanische Variante der 50er Jahre – preiswerte Monster- und Science-Fiction-Filme, in denen die befürchtete Unterwanderung der westlichen Gesellschaft durch die Kommunisten bzw. Russen in Alien-Invasionskonzepte umgesetzt wurden – als auch die im folgenden Jahrzehnt entstandenen britischen Agentenkrimis der JamesBond-Serie sowie ihre zahlreichen Ableger und Parodien (auch in den USA). Doch wer vom „Kino des Kalten Krieges“ spricht, meint in der Regel nur die zweite Variante.
Das Genre der Spionage-Geschichten hat seine Vorläufer in der Literatur des 19. Jahrhunderts und erhielt in Buch- wie auch in Filmform durch jeden der großen Kriege einen Popularitätsschub, auf dem der jeweils nächste aufbauen konnte.
Patrick Heidmann dachte in der „taz“ über das Faszinosum dieses seither immergrünen Genres nach, dass in politischen Krisenzeiten besonders aufblüht: „… sucht das Publikum in diesen Geschichten eher die beruhigende Gewissheit, dass jenseits der Nachrichtenbilder im Verborgenen Menschen agieren, die mit Fachwissen, Hightech und Schusswaffen im Zweifelsfall irgendwie das Schlimmste zu verhindern wissen? Oder die Bestätigung der größten Ängste, dass hinter den Kulissen die Zustände viel bedrohlicher sind, als nach außen behauptet wird, und die Gefahren viel größer.“ Es sei zu vermuten, „dass es in beide Richtungen geht“.
Das legt zuweilen auch die Filmkritik nahe. In einem Buch über Spionagefilme las ich einmal das flaue Fazit: „James Bond verhindert den zu dieser Zeit nicht sonderlichen wahrscheinlichen Dritten Weltkrieg“.
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* Siehe https://blog.montyarnold.com/2015/10/14/miss-froy-und-das-paranoia-kino/

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