In „Stadt aus Glas“ sagt Paul Auster über seinen Helden, einen pragmatischen Billig-Kriminalschriftsteller, und dessen Metier: „Während sein Geschmack bei anderen Büchern streng, anspruchsvoll bis zur Engstirnigkeit war, kannte er bei diesen [Krimis] beinahe überhaupt kein Urteilsvermögen. Wenn er in der richtigen Stimmung war, konnte er ohne große Mühe zehn oder zwölf davon hintereinander lesen. Eine Art Hunger überkam ihn dann, ein deftiges Verlangen nach einer besonderen Speise, und er hörte nicht auf, bis er sich satt gegessen hatte. Was ihm an diesen Büchern gefiel, war ihr Sinn für Perfektion und Sparsamkeit. Im guten Detektivroman wird nichts verschwendet, kein Satz, kein Wort ist ohne Bedeutung. Und selbst, wenn es zunächst keine hat, steckt in ihm die Möglichkeit, eine zu haben – was auf dasselbe hinausläuft. (…) Da alles, was gesehen und gesagt wird, selbst das Geringfügigste, Trivialste, etwas mit dem Ausgang der Geschichte zu tun haben kann, darf nichts übersehen werden. Alles wird wesentlich, der Mittelpunkt des Buches verlagert sich mit jedem Ereignis, das die Handlung vorwärtstreibt. Daher ist der Mittelpunkt überall, und kein Kreis kann gezogen werden, bevor das Buch endet.“
Um diese Mechanik am Laufen zu halten, darf der Täter nicht erraten werden, bevor es zu seiner Enthüllung kommt.
Es war der Erfolgsautor Edgar Wallace, der über die Kunst, den Leser so lange wie nötig von der zutreffenden Verdächtigung abzulenken, schrieb: „Es ist das Allerschwerste für den Kriminalschriftsteller (…), den gesuchten unbekannten Mörder geometrisch richtig zu placieren. Er soll nicht zu sehr im Vordergrund, darf aber auch nicht zu weit im Hintergrund stehen. Es gibt auch in der imaginären Bühne des Kriminalromans eine ganz bestimmte Stelle im Mittelgrund, die so farblos ist, dass der, der auf ihr steht, fast völlig unsichtbar bleibt – er mag noch so Verdächtiges anstellen.“