betr.: 119. Geburtstag von Billy Wilder
Loriot hat uns darauf hingewiesen, dass man sich nicht auskennen muss, um zu lachen. Auch ohne einen Beruf erlernt zu haben, kann man dessen Verulkung genießen; Charlie Chaplin hat seine frühen erfolge praktisch auf diesem Effekt aufgebaut. Um Loriots Weinvertreter in „Weihnachten bei Hoppenstedts“ komisch finden, genügt es, ungefähr zu wissen, was Wein und was ein Vertreter ist. Loriot gab zu, vor der Herstellung dieser Szene nie einen solchen Herrn kennengelernt zu haben.
In seinem vielleicht schmerzlichsten Misserfolg „Kiss Me, Stupid“ lässt der große Billy Wilder zwei erfolglose Songschreiber auftreten, zwei nicht-professionelle, die davon träumen, diese Tätigkeit zu ihrem Beruf zu machen. Die deutsche Synchronisation ist 1963 dermaßen gut in Form, dass ich diese Szene (wie überhaupt die erste halbe Stunde des danach abrutschenden Films) als Glanzleistung erlebte: der beknackte Text der Freizeit-Künstler hätte in der Originalsprache nicht funktioniert, denn schließlich handelt die Szene ja (auch) vom Dichten.
Als jemand, der Loriots These unbedingt zustimmt – ich habe mich in meiner Arbeit immer ihr gemäß verhalten – habe ich mich in diesem Grenzfall doch gefragt: liebe ich die Liedermacher-Verrenkungen von Ray Walston und Cliff Osmond vielleicht doch deshalb so sehr, weil ich weiß, wie gut hier die Dynamik wiedergegeben wird, die sich zwischen einem Texter und seinem Pianisten entfaltet?
Für den Erfolg oder Misserfolg des Films war sie sicher unerheblich. Sie ist ein Kabinettstückchen.