Die wiedergefundene Textstelle: historischer Klappentext „Der Pate“

betr.: 47. Jahrestag der Premiere des Films „Der Pate“

Der Österreicher Fritz Molden war im Mai 1969 der erste Herausgeber des Romans „Der Pate“ in deutscher Sprache. Sein (herrlich) alt(modisch)er Klappentext ist selbst für die Kenner der berühmten Verfilmung eine erhellende Lektüre – und für die Nichtkenner sowieso.

Don Vito Corleone ist ein Gigant. Ein ehrenwerter Mann, gerecht, gefürchtet, ein Mann der Vernunft. Er weiß: es gibt für jeden nur ein Schicksal. Das seine begann auf Sizilien und entschied sich in New York, wo er Herr über sein eigenes Schicksal und das Schicksal vieler anderer wurde.
Wie ein genialer Wirtschaftsführer hat er sein Imperium aufgebaut. Mit illegalen Geschäften. Mit Schmiergeldern. Mit Hilfe von Männern, die seine Hilfe brauchten oder ihn baten, der Pate ihrer Kinder zu werden. So schuf er sich einen Ring aus Freunden und Untertanen. Er sendet sie aus, wann immer es jemand wagt, sein Gebot zu verletzen.
Don Corleones Macht reicht von den höchsten Regierungsbeamten Washingtons bis zu den kleinsten Ganoven der New Yorker Unterwelt. Er trachtet danach, mit den anderen sizilianischen Familien, die es in New York zu etwas gebracht haben, den Markt vernünftig zu teilen und Blutvergießen zu vermeiden. Bis man ihn auffordert, in das Rauschgiftgeschäft einzusteigen. Er sagt nein. Und damit beginnt der Kampf der Corleone gegen die anderen sizilianischen Mafiosi, ein blutiges Gemetzel, der „Krieg der Familien“.

Dies ist die Geschichte des Mafiachefs Don Corleone, des allmächtigen Paten, der nur sein eigenes Gesetz anerkennt; und es ist die Geschichte derer, die unter diesem Gesetz stehen, weil sie durch die Bande des Blutes oder der Freundschaft für immer dem Clan angehören: die Söhne Don Corleones, die die blutige Patenschaft des Vaters übernehmen sollen – der ungebärdige Sonny, der das Spiel um die Macht mit dem Leben bezahlt, der kühle Rechner Michael, den gekränkter Familienstolz zum Mörder macht -, der Schlagersänger Johnny Fontane, dem der mächtige Don zur Karriere verhilft, Luca Brasi, der von Corleone gedungene Mörder, und all die anderen, die für den „Paten“ jedes Verbrechen begehen, um dafür seiner ewigen Gewogenheit sicher zu sein. Und da sind die Frauen, denen es zum verhängnisvollen Schicksal wird, einen von den Corleone zu lieben.

„Ein Roman wie ein Vulkan. Ein einziger Ausbruch von Vitalität, Intelligenz und Gewalttätigkeit, von Freundschaft, Treue und Verrat, von grausamen Morden, großen Geschäften, Sex und Liebe“ – urteilt die Presse über dieses Buch.

Die Fortsetzung „Der Pate – Teil II“ gilt als ebenso gelungen wie der gefeierte erste Film. Mario Puzo hatte an beiden Drehbüchern  mitgearbeitet und führt die Handlung weiter als in seiner Buchvorlage.
1977 fertigte der Regisseur Francis Ford Coppola eine chronologische TV-Fassung der beiden Filme an (die insgesamt drei Zeitebenen haben) und schnitt auch die entfallenen Szenen mit hinein. Das 405minütige Ergebnis wurde als Vierteiler aufbereitet. Heute, da wir mit der Technik des Director’s Cut allzu vertraut sind, mag es uns verwundern, wie viel Ablehnung dieser Version hierzulande entgegenschlug. Rudi Carrell fing diese Stimmung auf und ließ in seiner Show „Am laufenden Band“ seinen Sidekick Heinz Eckner als Paten auftreten. Er fragte ihn, wie ihm dieser Vierteiler gefallen habe. Der Pate antwortete mit düsterer Stimme, er habe den Verantwortlichen nun auch in vier Teile zerlegt.

Dieser Beitrag wurde unter Fernsehen, Gesellschaft, Krimi, Literatur abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert