Der doppelt falsch Verdächtigte

betr.: 39. Todestag von Alfred Hitchcock / „Verdacht“ als Hörbuch

Ein kluger Mann hat einmal geschrieben, wenn Cary Grant nichts weiter hinterlassen hätte als seine vier Filme mit Hitchcock und seine vier mit Howard Hawks, müssten wir ihn heute trotzdem als einen der wichtigsten männlichen Hollywoodstars betrachten.
Das hinderte die große Kostümschneiderin Edith Head nicht daran, den ersten seiner Hitchcock-Filmtitel zu verstolpern, als sie sie bei der wichtigsten Ehrung des Regisseurs aufzuzählen hatte.

Verdacht_Audoba_FDas berühmteste Milchglas der Filmgeschichte (links unten) mit zwei Kollegen auf dem Cover des Hörbuchs von Jens Wawrczeck.

„Suspicion“ hieß dieser Film, und hier wurde der Grundstein zu einer in der Tat spektakulären Partnerschaft zwischen Regisseur und Hauptdarsteller gelegt.
Genaugenommen ist es sogar der Beginn zweier bemerkenswerter Partnerschaften.
Es gab da ja noch einen, der es ebenfalls auf vier Hitchcockfilme brachte: James Stewart. Während dieser die Neurosen seines Regisseurs stellvertretend nachzuerleben hatte – in Rollen, die nichts mit der zu tun hatten, die Stewart sonst grundsätzlich spielte – durfte Cary Grant den Typus verkörpern, der Hitchcock gern gewesen wäre: ein schimmernder Überflieger, ein leichtlebiger witziger Charmeur, der wie kein anderer hereinkommen und sagen konnte „Tennis jemand?“ (Wir wissen inzwischen, dass verdammt viel dazugehört, das so sagen wie Cary Grant es konnte …)
Auch insofern ist „Suspicion“ bemerkenswert.
Es ist Hitchcocks zweiter Film in den USA und der erste der achtteiligen Grant-Stewart-Reihe.
Noch will der Meister seinem Heroen beides mitgeben: Unwiderstehlichkeit und den Blick in den Abgrund.
Es ist allgemein bekannt, dass er Cary Grant tatsächlich der Mörder hätte sein sollen, als der er uns während des gesamten Films erscheint, dass das berühmte leuchtende Glas Milch im Finale tatsächlich vergiftet gewesen wäre. Doch die damalige Konvention zwang Hitchcock, das buchstäblich auf die letzten Meter zu ändern. – Cary Grant durfte keinen Mörder spielen!
Hier könnte Hitchcock zum ersten Mal geahnt haben, dass er noch einen zweiten Helden brauchen würde – für vier weitere vergnügliche Filmkunstwerke.
Wir haben allen Grund, „Suspicion“ dankbar zu sein.

 

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