betr.: (hoffentliches) Ende einer beknackten Sprachregelung im Deutschlandfunk
Heute morgen traute ich meinen Ohren nicht: in einem Beitrag der „Informationen am Morgen“ war von den „60er Jahren“ die Rede. Nicht etwa von den „neunzehnhundert60er Jahren“, wie es seit der Jahrtausendwende beharrlich heißt. Ich bin nicht körperlich verletzt, aber jedesmal unwillkürlich gekränkt, wenn mir das Präfix „neunzehnhundert“ vor ein Jahrzehnt gehängt wird, das unmöglich in einem früheren Jahrhundert als dem vorigen hätte stattgefunden haben können. Wenn mir auf einem Sender, der sich erkennbar an ein helles Publikum richtet, schuhlöffelige Formulierungen wie „ihren ersten Film drehte sie in den Neunzehnhundertvierziger Jahren“, „sangen die Beatles Ende der Neunzehnhundertsechziger Jahre“ oder „wurde in der Bundesrepublik Anfang der Neunzehnhundertachtziger Jahre eingeführt“ zugemutet werden, als wüsste ich nicht, ob es zwölf Uhr ist oder Weihnachten.
Nein, dachte ich, du bist noch nicht richtig wach. Das muss ein Versprecher gewesen sein. Die Interpretin dieses Lapsus ist sicher schon auf dem Weg zu einem Anschiss im Büro des zuständigen Redakteurs – oder in die Verbannung.
Und als hätte der Himmel meine Gedanken gelesen, war wenige Minuten später in einem anderen Beitrag von den „70er Jahren“ die Rede.
Ich bin platt und werde die Sache weiter beobachten!