Nicht von Pappe!

betr.: 65. Todestag von Dorothy L. Sayers

Zugegeben: wie so oft, wenn es um Literatur geht, hat mir das Fernsehen einst den Namen Dorothy L. Sayers nahegebracht. Das ist an und für sich eine gute Sache, doch es machte mich in meiner Aufgeschlossenheit von der Qualität der Bearbeitung abhängig. Und die war im vorliegenden Falle fragwürdig. Sayers‘ wichtigster Charakter, der Ermittler Lord Peter Wimsey, trat mir in Gestalt des britischen Schauspielers Ian Carmichael gegenüber, den ich (in dieser Rolle) einfach nicht mochte. Er wirkte immer etwas feist auf mich. Schwerer noch wog, dass das britische Fernsehen der 70er Jahre – das galt auch für von mir geschätzte Formate wie „Tales Of The Unexpected“ – generell billig und Papp-kulissenhaft aussah.
Als ich durch die Anfang der 2000er Jahre vom mdr produzierten Wimsey-Hörspiele erstmals die literarische Vorlage kennenlernte, fiel ich aus allen Wolken. Nicht nur dass mir der köstliche Peter Fricke in der Hauptrolle entgegenkam, breitete sich nun erstmals Sayers‘ Prosa vor mir aus – umso reiner, da eine Bearbeitung nicht vorgenommen wurde. Es handelte sich um eine Lesung mit verteilten Rollen, der Dagmar von Thomas eine eindrucksvolle Erzählerstimme beisteuerte. Die Geschichten sind sehr viel weltläufiger als es die TV-Serie ahnen ließ, und die Handlung mitunter so haarsträubend wie es die innere Logik gerade noch gestattet.

Genau so ging es mir übrigens mit den Krimis von Gilbert K. Chesterton. Hier hatten mir die schauerlich biederen Rühmann-Verfilmungen den „Pater Brown“ vermiest und mir wiederum die Hörspiel-Auswahl des mdr die Augen und Ohren geöffnet. Meine beiden Lieblings-Folgen dieser Serie sind übrigens bald wieder auf diesem Sender zu hören bzw. Mediathek zu finden: „Der verschwiegene Garten“ und „Das Paradies der Diebe“ laufen zwischen den Jahren in der „Lesezeit“.

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