Wenn der Chef selber schneidet

Es ist kurios, dass die Person, die Film- und Tonaufnahmen schneidet, bei uns mit einem schrägen Pseudo-Anglizismus bezeichnet wird: „Cutter“ (sprich „Katter“ oder auch „Kötter“). Die angelsächsische Entsprechung lautet „Editor“ und wird (etwa auf Wikipedia) etwas hilflos mit „Filmeditor“ erklärt.
Dabei ist die Wichtigkeit dieser Arbeit beim Entstehungsprozess eines Filmes unter Regieführenden unbestritten, lediglich die Quote schwankt: zwischen 50% und 100% der Regiearbeit geschähe am Schneidetisch, hört man von dem einen oder der anderen. Das Anrecht auf den „final cut“ – also die Möglichkeit, beim Schnitt verantwortlich mitarbeiten zu können – bedeutet die künstlerische Kontrolle über das Ergebnis und ist seit dem Zerfall des Studiosystems nach und nach stillschweigend im Berufsbild des Regisseurs aufgegangen.
Schauspieler akzeptieren die Wichtigkeit des Schnitts weniger gern, doch dagegen wird immer wieder eindrucksvoll argumentiert.*
Sidney Lumet klagte schon 1960 (nach der Fertigstellung des vierten seiner zuletzt knapp 50 Spielfilme für das Kino): „Wenn man bei der Postproduction eines Films nicht mit einbezogen wird, ist es so, als ob ein Regisseur plötzlich aufhört, sobald ein Stück die Stadt verlässt – es wird ihm buchstäblich in einer entscheidenden Phase weggenommen.“
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* Siehe dazu auch https://blog.montyarnold.com/2024/08/28/26075/

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