Heute ein König

betr.: TV-Kritik „Die Kevin Costner Story“ (gestern abend) / „No Way Out – Es gibt kein Zurück“ (USA 1987)

Hollywood-Insider Steven Gätjen über große Filmstars:

„Unfassbar!“ – auf Kabel1 über Brad Pitt
„Unfassbar!“ – auf Kabel1 über John Travolta
„Uuun-fassbar!“ – auf Kabel1 über Jack Nicholson
„Echt Unfassbar!“ – auf Kabel1 über Leonardo DiCaprio
„Unfassbar!“ – auf Kabel1 über Kevin Costner
„Unfassbar! Uuun-fassbar!“ – auf Kabel1 über Clint Eastwood
„Unfassbar!“ – auf Kabel1 über Denzel Washington
„Unfassbar!“ – auf Kabel1 über Harrison Ford

Niemand erwartet von einer aktuellen deutschen Filmstar-Doku ernsthaft irgendwelche Informationen im Wortsinne. Man freut sich auf ein paar 80er-, 90er-Jahre-Ausschnitte aus dem Augenwinkel und sieht im Wesentlichen zwei deutschen Medienschaffenden bei sorgfältig rührseligem Staunen zu: dem professionellen Stars-Tollfinder Steven Gätjen und dem mit gedämpfter Teddybärenstimme in seinen jugendlichen Kinobesuchen schwelgenden Hannes Jaenicke, der vom Blockbuster-Kino genausoviel weiß wie ich und du. (Nichts für ungut: ich freue mich immer über Jeanicke, denn sonst würde an seiner Stelle ein Rentner des Comedy-Duos „Badesalz“ über Hollywood reden.) Überhaupt scheint die charmante Botschaft des Formats zu sein: Hey, wir sind eure Kumpels! Und als solche wohnen wir natürlich um die Ecke (also um die Ecke von euch, nicht von Los Angeles). Wichtig: wenn Gätjen schnell nochmal im Internet gespickt hat, sagt er nicht einfach: „Dieser Mann hat in seiner Jugend eine Schreinerlehre gemacht!“, er sagt: „Dieser Mann hat glaub’ ich in seiner Jugend eine Schreinerlehre gemacht!“ oder „Dieser Mann hat ja in seiner Jugend eine Schreinerlehre gemacht.“ Das will uns weismachen: ich hab’s nicht etwa eben grade gegoogelt, ich bin von selber drauf gekommen. Aber solche Fußnoten fallen eh nur ganz am Rande ab. Hauptsächlich wird gelobt und gepriesen, und wer in der laufenden Sendung dran ist, ist selbstredend der Allergrößte. Von wegen „Highlander – Es kann nur einen geben“.

Als ein weiteres volkstümliches Entgegenkommen ist wohl auch Gätjens Reflex zu lesen, allen portraitierten Stars unbequemen, aufmüpfigen Individualismus zu unterstellen. „Der macht immer sein Ding!“, „Der weiß immer, was er will!“, „Der macht keine Kompromisse!“ …
Am Rand roter Teppiche mag das ja so aussehen. Aber wer auch nur einen Tag an einem Drehort verbracht hat, der weiß, dass es dort um das Gegenteil von „Ich mach mein Ding!“ geht: Pünktlichkeit, Teamfähigkeit, gute Vorbereitung. Man nennt es Professionalität. Besonders in Hollywood.

Ihre vornehmste Aufgabe erfüllt die Sendung aber durchaus. Meistens habe ich zwischendurch für wenige Augenblicke Lust, einen der behandelten Filme nochmals anzuschauen. Im Falle der aktuellen Ausgabe von „Die …-Story“ konnte ich mich nach dem Ende sogar noch daran erinnern und zog tatsächlich die betreffende DVD aus dem Schrank. Sie bescherte mir ein Wiedersehen mit dem jungen Kevin Costner, der das Pech hat, dass sein 70. Geburtstag (Anlass der TV-Sendung) ausgerechnet in eine Phase fällt, in der er es gerade mal wieder „allen gezeigt“ hat – allen, nur nicht dem Kinopublikum, denn das ist seinem neuesten Film (dem ersten von vier geplanten Teilen des Mammutwesterns „Horizon“) bekanntlich geschlossen ferngeblieben.

Das TV-Portrait betont richtigerweise Costners Western-Schwerpunkt. Er liebt dieses Genre, hat seine erste Hauptrolle darin gespielt („Silverado“) und seinen Aufstieg zur bleibenden Kinolegende darin erlebt („Der mit dem Wolf tanzt“). Seine Person wird folglich mit viel weiter Landschaft und Pferdebildern illustriert, wo man zu faul war, etwas zu Leben und Werk aus dem Archiv herauszusuchen bzw. aus dem Internet zu fischen (Es darf ja nicht zuviel Arbeit machen!). Ich, der ich Western leider nicht besonders mag, hatte danach den Wunsch, mit einem Großstadt-Stoff nachzuspülen.
Das Wiedersehen mit „No Way Out – Es gibt kein Zurück“ war aber eher eine Achterbahnfahrt in den Trash als eine Hommage. Dieser „Thriller“ ist bis zur Lächerlichkeit veraltet, dramaturgisch wie situativ unlogisch, und Gene Hackman – den ich sehr schätze – leistet sich in einer emotionalen Szene tatsächlichen einen schauspielerischen Totalausfall, den ich nicht ohne Grund so vollständig verdrängt hatte. Wie hatte der german Insider in „Die Kevin Costner Story“ es so hübsch unterschieden: Costner habe Sean Connery für den größten Schauspieler gehalten, aber Gene Hackman für den besten. Pikant, pikant …  

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