Wohnwelten (7): M privat

betr.: 41. Jahrestag der ersten Ausstrahlung eines JamesBond-Films im Deutschen Fernsehen: „Liebesgrüße aus Moskau“ in der ARD

Admiral Sir Miles Messervy ist M, der Chef von James Bond – gestreng, aber liebenswert. Immerhin aus den Romanen von Ian Fleming ist uns sein bürgerlicher Name bekannt. Dass dieser auch für die von Bernard Lee verkörperte Filmversion gilt, dürfen wir zumindest annehmen, denn in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ wird er von einem Amtskollegen mit dem Vornamen Miles angesprochen. (Seine Nachfolgerin mit dem gleichen Kennbuchstaben ist wieder ein anderes Thema: ihr Klarname ist ein Geheimnis.)

Einmal (1963) dürfen wir Lesenden einen Blick in Ms heimisches „Achterdeck“ tun. Bond-Biograf Kingsley Amis beschreibt es als „das hübsche kleine Herrenhaus im Regency-Stil, angemessen nahe Windsor Castle. Man meldet sich an, indem man die Messingglocke eines ausgedienten Schlachtschiffs bearbeitet (stupides Gerümpel), und wird, sollte es auch nur eine Minute nach Mittag sein, mit dem ‚Afternoon‘ des Seemanns begrüßt, der stets peinlich genau auf die Zeit achtet (stupider Brauch). In einem Raum, dessen Wände alte Stiche aus der Geschichte der Seefahrt und Aquarelle wilder englischer Orchideen von Ms eigener Hand zieren, bekommt man mit einigem Glück ein Gläschen Marsala, irgendeinen scheußlichen algerischen Wein und einen billigen schwarzen Stumpen – oh, und einen Whisky-Soda (erkauft gegen einen niederträchtigen Blick).
Selbst hier, im Arbeitszimmer der ‚Villa Achterdeck‘, viele Kilometer vom Regent’s Park und der Zentrale entfernt, muss der arme Bond erfahren, dass M ihn weiterhin ‚007‘ nennt,  während er sich an M mit keiner vergleichbaren Anrede rächen kann.“

Weiterhin ist M Mitglied im „Blades Club“, obwohl er sich das bei seinem Einkommen als Chef des Geheimdienstes und Vizeadmiral (jährlich 6500 Pfund, nicht inflationsbereinigt) eigentlich nicht leisten kann, denn der Club nimmt nur solche Leute auf, die ein Kapital von 100.000 Pfund in bar oder Wertpapieren vorzuweisen haben. Die zweite Voraussetzung, gentlemanlikes Benehmen, kann M vermutlich vorweisen (trotz seines Ausrutschers in „Für Sie persönlich“). Mr. Amis nimmt an, dass das Verteidigungsministerium M die Summe vorgestreckt hat, „aber nur solange, wie er sie vorweisen musste. Man dürfte berechnet haben, dass sich ein Mann an Ort und Stelle bezahlt machen könnte, da ein exzentrischer Millionär, der vielleicht London in die Luft sprengen wollte, früher oder später im Klub auftauchen musste, um ein bisschen falsch zu spielen“.

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