Lesen vom Blatt: Die Fotografin

betr.: Sprechen am Mikrofon / Übung

Diesen Text gut zu interpretieren, ist eine Herausforderung. Nachdem wir uns den typisch-anfeuernden Sound der Modefotografin (oder ihres männlichen Gegenstücks) in Erinnerung gerufen haben, müssen wir ein Gefühl dafür haben, wie jeder Satz gemeint ist – auffordernd, aufmunternd, mahnend, rügend, lobend, als Kommando, als laut gedachter Geistesblitz … – und wo die nonverbalen Momente versteckt sind, etwa das siegreiche Drücken auf den Auslöser, das von einem gewissen Gefühl begleitet wird.
Es ist ein rascher, kreativer Prozess, entsprechend schnell wechselt die Stimmung von Satz zu Satz.

„Mein Gott, Jane, nimm deinen Hintern runter. Man sieht ihn hinter ihrem rechten Knie. Mach dich doch kleiner! So ist es gut! Nein, mehr nach links! Ja, richtig! Jetzt verdeckt dich der Strauch. So wird es gehen. Haltet still! Wir machen noch ein Foto. Diesmal beide Hände am Hut. Gut – und jetzt dreh dich zur Seite, Elsie. Beug dich vor! Mehr! Beug dich, als wolltest du die Zigarettenschachtel aufheben. Ja! Großartig! Ich hab’s. Jetzt mehr nach links. Dieselbe Pose, nur dreh den Kopf etwas nach hinten! So! … Na weil du so einen entzückenden Hintern hast, meine Liebe. Und wenn du den Kopf drehst, geht dein Kinn hoch wie der Mond, der aus den Bergen aufsteigt, Ich glaube, wir sind fertig.“

Auftritt der Margot in „Mord im Spiegel“ (15. Kapitel) von Agatha Christie

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