Doc Labyrinth war – wie nicht wenige Menschen, die sehr viel lesen und zuviel Zeit haben – zu der Überzeugung gelangt, dass unsere Zivilisation den Weg Roms ging. Er sah, glaube ich, überall die gleichen Risse, die die antike Welt zerbrechen ließen, die Welt Griechenlands und Roms; und er war davon überzeugt, dass schon bald unsere Welt, unsere Gesellschaft untergehen würde wie einst die ihre und dass eine Periode der Dunkelheit folgen würde.
Und jetzt, da ihm dies klargeworden war, machte er sich ernsthaft Sorgen wegen all der schönen und angenehmen Dinge, die bei der gesellschaftlichen Neuordnung verloren gehen würden. Er dachte an die Kunst, die Literatur, die Sitten und vor allem an die Musik. Denn er glaubte, dass unter all diesen großen und edlen Dingen die Musik als erstes untergehen und am schnellsten vergessen sein würde.
Musik ist die vergänglichste Sache der Welt, zart und zerbrechlich, und so leicht zu zerstören.
Labyrinth machte sich Sorgen, weil er Musik liebte, weil er die Vorstellung hasste, dass es eines Tages eine Welt ohne Brahms und Mozart geben könnte, eine Welt ohne sanfte Kammermusik, die er träumerisch mit gepuderten Perücken und geharzten Bögen assoziieren konnte, und mit langen, schlanken Kerzen, die im Halbdunkel dahinschmolzen.
Was für eine trockene und unglückselige Welt würde das sein, eine Welt ohne Musik! Staubtrocken und unerträglich.
Philip K. Dick: „Die Bewahrungsmaschine“ („The Preserving Machine“), im Juni 1953 präsentiert in „Fantasy & Science Fiction“