Zum Tode von Maggie Smith
Maggie Smith hat sich ziemlich dicht an Woody Allens Begriff von der Unsterblichkeit herangepirscht. Als der große Regisseur mal etwas billig mit dem Hinweis getröstet wurde, durch seine Filme sei er jetzt schon unsterblich, antwortete er, er zöge es doch vor, lieber tatsächlich am Leben zu bleiben.
So hat es auch die noch etwas ältere Kollegin Maggie Smith bisher geschafft, selbst bei den jugendlichen Zielgruppen präsent zu bleiben: weiterleben und weiter arbeiten.
Aus dem Munde dieser großartigen Komödiantin (darauf läuft es mal wieder hinaus) wirkten sogar die tuntig-faden Hüstelwitzchen in „Downton Abbey“ wie Oscar–Wilde-Einlassungen. „Der Spiegel“ (sicherlich ein freundlicheres Organ als dieses) sagt dazu, Smith, die „jeden noch so brillanten Dialogsatz weiter zuspitzen und punktgenau ins Ziel bringen konnte, war mit ihrem wunderbar ausdrucksvollen Gesicht auch jederzeit in der Lage, der Komik Melancholie beizumischen“.
Melancholie und Erstaunen. Wer genau hinsah, konnte bei ihren Auftritten als Violet Crawley bei jeder „Punktlandung“ ein winziges Kräuseln in ihrer Mimik erkennen, das zu sagen schien: „Faszinierend, was heute alles beim Fernsehen durchgelassen wird.“
Maggie Smith wusste: das Miterleben des kulturellen Niedergangs ist der Haken an der Unsterblichkeit.
Mir ist Maggie Smith in einem meiner Lieblingsfilme erstmals aufgefallen: in „Hotel International“*, einer All-Star-Schnulze, die großen Kitsch auf handwerklich höchstem Niveau zu bieten hatte. Hier stammten die Texte noch von Terence Rattigan. (Sein ewiges Leben endete 1977.)
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* Siehe auch https://blog.montyarnold.com/2017/04/25/die-schoensten-filme-die-ich-kenne-23-hotel-international/