geführt von Monty Arnold

geführt von Monty Arnold
betr.: 100. Geburtstag von Peter Sellers
Sieht man einmal davon ab, dass Humbert Humbert, der Held von Vladimir Nabokovs berühmtestem Roman „Lolita“, selbst sein größter Feind ist, ist Clare Quilty der Bösewicht der Geschichte. Nach meiner Meinung ist dieser Quilty außerdem die beste Rolle, die der Komiker und Charakterkomödiant Peter Sellers auf der Leinwand gespielt hat. Es gibt populärere Figuren, größere Erfolge und sicher auch bessere Filme – Stanley Kubricks „Lolita“ leidet nicht zuletzt an den moralischen Restriktionen, die der Verfilmung eines solchen Skandalromans 1962 zusetzten. Doch die amoralische Selbstbesoffenheit dieser Figur bietet dem sardonischen Sellers die größtmögliche Angriffsfäche und Fallhöhe.
Wie wohnte dieser Quilty? Nabokov beschreibt sein Anwesen aus der Perspektive von Humbert Humbert, der dort eintrifft, um den Hausherren umzubringen.
Eine vorsichtig ironische Stille antwortete auf mein Klingeln. Die Garage war jedenfalls mit seinem Auto geladen – ein schwarzes Cabrio diesmal. Ich versuchte es mit dem Klopfer. Re-niemand. Mit einem ungeduldigen Knurren stieß ich gegen die Haustür – und, wie nett, sie flog auf wie in einem mittelalterlichen Märchen. Nachdem ich sie leise hinter mir geschlossen hatte, ging ich geradewegs durch eine weiträumige, sehr hässliche Diele; spähte in einen angrenzenden Salon; bemerkte eine Anzahl benutzter Gläser, die aus dem Teppich wuchsen; kam zu dem Schluss, der Herr des Hauses befinde sich noch im herrschaftlichen Schlafzimmer und schlafe.
Ich stapfte also die Treppe hinauf. Meine rechte Hand umklammerte den in den Lappen gemummelten Kumpel in meiner Tasche, die linke patschte das klebrige Geländer hoch. Von den drei Schlafzimmern, in die ich hineinsah, war offenbar eines in der Nacht benutzt worden. Es gab eine Bibliothek voller Blumen. Es gab ein ziemlich kahles Zimmer mit großen, tiefen Spiegeln und einem Bärenfell auf dem schlüpfrigen Parkett. Es gab noch andere Gemächer. (…) Da das Haus alt war, enthielt es mehr verschwiegene Winkelchen als die modernen Prunkstätten, in denen für die verstohlenen Bedürfnisse planvoller Elternschaft das Badezimmer benutzt werden muss, der einzige abschließbare Locus.
Apropos Badezimmer – ich war gerade im Begriff, ein drittes in Augenschein zu nehmen, als der Hausherr in Hinterlassung eines kurzen Wasserfalls aus ihm herauskam.
1973 brachte der film „Deep Throat“ den Durchbruch des „Porno Chic“. So bezeichnete die „New York Times“ die modische Genre-Strömung im Kino, bei der „Fellatio, Cunnilingus, Frontal- und Rektalverkehr zum täglichen Brot“ gehörten. Das war deshalb der Erwähnung wert, weil derart explizite Sexszenen gewöhnlich nur im Filmangebot für Bahnhofs- und Kabinenkinos üblich waren. Der Begriff „Deep Throat“ stammte aus dem Vokabular der Watergate-Affäre und meinte dort den lange Zeit geheimen wichtigsten Informanten, hier bezog er sich nun auf Oralverkehr. Der Film war kommerziell so erfolgreich, dass die Filmindustrie sich dafür öffnete, unterschiedlichste Zielgruppen mit deutlichen Darstellungen sinnlich zu stimulieren.
In der Ausgabe 37/1975 leistete sich der „Spiegel“ die Titelgeschichte „Kino der Lüste“ mit einem verkaufsfördernden barbusigen Cover, wie man es sonst eher von „Quick“ oder „Stern“ gewohnt war. Darin drängte die „erotische Kinokunst vehement in die Katakomben des schamhaft Verdrängten, Verbotenen, Tabuisierten“. Der „Der letzte Tango in Paris“ stand auf den regulären Kinospielplänen, und Pier Paolo Pasolini meinte, den De–Sade-Klassiker „Die 120 Tage von Sodom“ noch dadurch aufjazzen zu müssen, dass er seine Verfilmung als Anti-Faschismus-Parabel verkleidete. Doch Pornographie war das recht eigentlich nicht, schon gar keine „schicke“. Beide Filme malen vom Geschlechtsverkehr ein so finsteres, unerfreuliches (in Pasolinis Fall sogar krankes und abstoßendes) Bild*, dass man im Rückblick ahnt, warum das Wort „Fuck“ ausgerechnet als Fluch im Sprachgebrauch Karriere gemacht hat. Im selben Jahr 1975 lief auch die Romanverfilmung „Die Geschichte der O“ in Paris an und lockte binnen einer Woche rund 100.000 Zuschauer an. Das war schon deutlich stimulierender. „Im Vergleich zur Romanvorlage ließ es Regisseur Just Jaeckin, der ein Jahr zuvor schon ‚Emmanuelle‘ weichgezeichnet hatte, harmloser zugehen“, erzählt Rainer Lübbert 50 Jahre später im „Rückspiegel“ des Magazins. „Während O im Buch am Ende den Tod wählt, rafft sie sich im Film zu einem letzten Akt des Widerstands auf.“ Und „selbst in den tiefsten Verliesen lagern Bärenfelle, weht ein Hauch von Chanel“.
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* Siehe https://blog.montyarnold.com/2014/11/02/dudu/
betr.: 100. Geburtstag von Andrea Camilleri / Mediatheken-Tipp und Hörbuchkritik „Brief an Matilda“
Der Bestsellerautor Andrea Camilleri (Erfinder des berühmten Commissario Montalbano) ist über 90 Jahre alt, als er beschließt, seiner Urenkelin einen langen Brief zu schreiben, den sie lesen soll, wenn sie groß ist. In dieses etwas kokette Konzept – natürlich ist auch ein Buch daraus geworden – wickelt der alte Schlawiner eine dieser prallen Biografien ein, die als inspirationsquelle in literarischen Erzeugnissen der Boomer-Generation so gründlich abwesend sind. Es steht zu befürchten, dass die Jugend von heute ihren Enkeln wieder etwas zu erzählen haben wird, was wir auch bei Camilleri finden: Demokratiezersetzung, Krieg, frühe Armut und die Sorge, einer verlorenen Generation anzugehören. (Oder wie es auf der NDR-Homepage etwas konkreter heißt: „von seiner Kindheit in der Mussolini-Ära über die Berlusconi-Jahre bis zu einem Mafia-Blutbad in seiner Heimatstadt (…), über seine sizilianischen Wurzeln, über die Liebe seines Lebens, Freundschaft, Politik und Literatur“.)
Der „Brief an Matilda“ ist aber weniger wegen seines „erschreckend aktuellen“ Charakters ein so bereicherndes Vergnügen, sondern weil er angesichts all des realen Grauens so unverzagt ist. Überdies ist uns ein Happy End garantiert: der sizilianische Autor starb inzwischen einen ähnlich friedlichen Tod wie sein berühmtester Landsmann Don Vito Corleone.
Der NDR, der sein Hörbuch-Programm zuletzt tragisch zusammengestrichen hat, um zu den Sparzwängen der ARD das Seine beizutragen, macht uns auf seinem werktäglichen literarischen Rest-Sendeplatz „Am Morgen vorgelesen“ zum Ehrentag des Autors ein großes Geschenk – wenn auch nur für kurze Zeit. Noch bis Montag früh haben wir die Möglichkeit, die Lesung vollständig im Netz nachzuhören. Rolf Nagel ist als Interpret eine großartige Wahl. Sein seinerseits hohes Alter fügt dem Text glaubhafte Patina und eine geradezu italienisch anmutende Grazie hinzu.
Im heutigen Podcast sprechen Monty Arnold und Torben Sterner über zwei Filme, die aus der Sicht von Kindern erzählt sind, einen tiefen Einblick in die Kinderseele gewähren und in die Abgründe beider Welten: der kindlichen und der erwachsenen.
https://alle42kultfilme.letscast.fm/episode/chihiros-reise-ins-zauberland-the-innocents
A) Chihiros Reise ins Zauberland / Sen to Chihiro no kamikakushi
Japanischer Zeichentrickfilm von 2001
Die zehnjährige Chihiro zieht mit ihren Eltern in eine neue Stadt. Auf dem Weg verfahren sie sich und entdecken einen verlassenen Vergnügungspark, den sie neugierig erkunden. Während ihre Eltern sich unerlaubt auf das dort bereitstehende Essen stürzen, erhält das quengelnde Mädchen die Warnung, vor Einbruch der Dunkelheit von hier zu fliehen. Doch als sie zu ihren Eltern zurückkommt, haben die sich in Schweine verwandelt. Mit zunehmender Dunkelheit wird dieser Ort immer unheimlicher. Chihiro findet Aufnahme im magischen Badehaus der Hexe Yubaba, doch sie darf hier nicht gratis unterschlüpfen. Harte Arbeit, schwere Prüfungen und schauerliche Rätsel warten auf sie und geben ihr das Gefühl, für die Sünden ihrer Eltern bestraft zu werden.
Jeder Fan des Ghibli-Zeichentrick-Studios hat einen eigenen Lieblingsfilm. „Das wandelnde Schloss“ wird vielleicht am häufigsten genannt. Der erste Titel, der ein größeres Publikum außerhalb der Fanblase erreichte, war „Prinzessin Mononoke“. Aber es war sein Nachfolger, der sich nicht nur allgemein als der erfolgreichste Film des Studios herausgestellt hat, er gilt als die künstlerische Gipfelleistung des Genres Anime schlechthin. „Chihiros Reise ins Zauberland“ ist für den japanischen Zeichentrickfilm das, was „Terminator 2“ für den Actionfilm und was „Mit Schirm, Charme und Melone“ für das lineare Serienfernsehen ist.
Ein weiterer aktueller Podcast zum Thema Ghibli, bei dem wir zu Gast sein durften, ist hier zu finden: https://www.podcast.de/episode/692727898/106-kikis-kleiner-lieferservice-hexenfiguren-in-der-japanischen-mythologie
B) The Innocents / De uskyldige
Norwegischer Horrorthriller von 2021
Ein junges Elternpaar zieht mit seinen beiden Töchtern in einen öden Apartmentkomplex. Die Große, Anna, gibt nur unartikulierte Laute von sich und zeigt keine Emotionen, weshalb ihre kleine Schwester Ida sich einen Spaß daraus macht, ihr schmerzhafte Streiche zu spielen. Ida lernt Ben kennen, der kleinere Gegenstände mit bloßer Gedankenkraft bewegen kann. Als Ben im Spiel eine Katze tötet, wird er Ida erstmals unheimlich. Mit einem weiteren Kind aus der Nachbarschaft, der kleinen Aisha, kann ihre Schwester Anna gedanklich über größere Entfernungen kommunizieren. Unter ihrem Einfluss beginnt sie sogar zu sprechen – ein unerklärliches Glück, das ihre Eltern nicht fassen können. Fasziniert trainieren die Vier Kinder im Wald ihre Talente und bauen ihr geistiges Netzwerk weiter aus.
Als Ben sich eines Tages über die Mädchen ärgert, nutzt er seine inzwischen beträchtlichen Fähigkeiten für überzogen grausame Racheakte. Es kommt zu einem tödlichen Konflikt, dessen Hintergründe das erwachsene Umfeld gar nicht mitbekommt.
„The Innocents“ – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen 60er Jahre-Gruselfilm von Jack Clayton – versickerte bei den Filmfestspielen von Cannes. Ohne das Konkurrenzprogramm näher zu untersuchen, kann ich mir nicht vorstellen, dass es auf diesem Festival einen preiswürdigeren Beitrag gegeben hätte. Das ist umso seltsamer als diese norwegische Mischung aus Horrorfilm und Sozialdrama unzählige Gesellschaftsthemen würdig verhandelt. Um nur einige zu nennen: Inklusion, Erziehung und Kindeswohl, Autismus, Gruppendynamik, Einsamkeit, Kommunikationsprobleme, Superkräfte, Freundschaft, Entfremdung und Tod.
Nächste Woche: „Jeanne Dielman“ (der amtierende „Beste Film aller Zeiten“) und „Dolores“
betr.: Das SR-Hörspiel „Glückliche Kinder“ (1995)
Tief vergraben auf der Homepage des Saarländischen Rundfunks findet sich ein skurriles Werk, das unter „Hörspiel“ einsortiert ist, obwohl es sich um eine Lesung mit Soundtrack handelt: „Glückliche Kinder“ des Dänen Kim Fupz Aakeson. Es liest der Schauspieler Thomas Thieme, der dem ohnehin finsteren Text seine ganze Schurkendarstellerei angedeihen lässt.
„Glückliche Kinder“ ist in eine Dystopie, wie uns der Begleittext verrät. Ohne diesen Hinweis wirkt die Geschichte fast noch besser, Sätze wie „Es regnet fast ununterbrochen. Bislang unbekannte Krankheiten treten auf.“ sind überdies reichlich angestaubt. Die Ausgangssituation der Geschichte könnte sogar in die Gegenwart passen, sich unbemerkt herausgebildet haben und uns eines Tages in Form einer Statistik überraschen: es greift um sich, dass immer mehr Eltern ihre Kinder verlassen, sich nachts aus dem Staub machen und die Kleinen zurücklassen. In eigens dafür errichteten Heimen fristen diese armen Würmchen ein schlimmes Dasein.
Der Ich-Erzähler ist namenlos, wie auch alle übrigen Personen. Er berichtet, wie er eines Tages den Auftrag erhält, zusammen mit einer Fotoreporterin in einer solchen Einrichtung für eine Story zu recherchieren. Unter den verwahrlosten, kränklichen Insassen entdeckt er ein frohgemutes, zutrauliches, wohlgenährtes Exemplar, das seltsam dinghaft und zutraulich wirkt. Diese Begegnung irritiert ihn so sehr, dass er auf eigene Faust auch in anderen Heimen zu recherchieren beginnt. Überall findet er solche Kinder: äußerlich nicht eindeutig geschlechtlich zuzuordnen (obwohl es sich tatsächlich um Jungen und Mädchen handelt) und einander zum Verwechseln ähnlich. Sie gedeihen prächtig, während ihre Leidensgenossen von den Zuständen im Heim gezeichnet sind. Das Wort „Adoption“ fällt nicht in diesem Zusammenhang …
Der Journalist will diesem Phänomen weiter nachgehen. Es beunruhigt ihn wie die Ahnung einer nahenden Invasion. Mit seiner Besessenheit verärgert seinen Chef, verliert schließlich seinen Job, und auch seine junge Ehe geht darüber in die Brüche. Leider ist er nicht in der Lage, das Rätsel zu lösen.
„Glückliche Kinder“ ist ein kurioses Artefakt, aber es fesselt. Die seltsamen, deutlich lauter abgemischten Action-Einschubsequenzen – Flashbacks vermutlich – sind dramaturgisch überflüssig und auch unter dem Gesichtspunkt einer angestrebten Länge von mindestens 55 Minuten nicht notwendig.
Die Grenze ist ein Fremdwort, ein Grenzwort aus dem Mittelalter. Ein Wort von jenseits der Grenze. Tschechisch heißt die Grenze hranice, polnisch granica. Etymologisch bedeutet es Kamm und oder sichtbare, markierte Trennlinie. Indirekt weist es auf eine ganz andere eher unsichtbare Grenze zwischen der deutschsprachigen und der slawischen Welt hin, auf den sprachlichen Unterschied. Wer ein deutschsprachiger Mensch, ein Němec ist, der wird als ein stummer Mensch eingestuft, der der heimischen Sprache nicht mächtig ist.
Grenzen haben einen denkbar schlechten Ruf. Grenzen schränken ein, schließen aus, sind ein Hindernis. Die globalen Migrationsbewegungen und die menschenrechtswidrigen Abwehrmaßnehmen haben das negative Bild von Grenzen als Inbegriff von Unfreiheit kräftig verstärkt. Demgegenüber wird die grenzenlose Welt zu einer Sehnsuchtsformel. Über den Wolken muss die Freiheit grenzenlos sein.
Eine solche Sicht erweist sich als vorschnell. Nicht nur bescheren uns einvernehmlich gesetzte Grenzen Schutz und Sicherheit, die nur verachten kann, wer sich sicher fühlt. Jede Grenzüberschreitung setzt paradoxerweise die Existenz von oft unsichtbaren Grenzen voraus. Ob wir sie einhalten oder sie zu überschreiten vermögen, hängt von den jeweiligen Gegebenheiten ab.
Das deutsche Wort teilen, das sich auf das verwirrend vielfältige Phänomen des Liminalen, also Grenzhaften, anwenden lässt, beschreibt die Zwiespältigkeit, die mit Grenzen verbunden ist. Teilen bedeutet, etwas zu trennen und zugleich zu teilen. Grenzen sind Strukturelemente unserer Existenz, die stets eine soziale ist. Grenzen sind unverzichtbare Strukturbildungen, die unsere Begegnungen regulieren. In der Welt des Kindergartens ebenso wie in der großen Weltpolitik.
Wolfgang Müller-Funk: „Grenzen – Ein Versuch über den Menschen“, Matthes & Seitz
betr.: Hörbuch-Oldie
Dass Fernsehkommissare (Krimi-)Hörbücher lesen, ist obligatorisch. Die wenigsten sind dazu – unabhängig von ihrem schauspielerischen Vermögen – in der Lage; es handelt sich schlicht um einen völlig anderen Beruf. Bisher war ich der Meinung, nur Dietmar Bär („Tatort“-Kommissar des WDR) sei wirklich richtig gut in dieser Funktion, aber nun habe ich mich auf ein Hörbuch seines Kollegen Charles Brauer eingelassen, die gekürzte Lesung des mit Tom Cruise verfilmten Thrillers „Die Firma“ von John Grisham.
Brauer macht seine Sache außerordentlich gut. Dass er das Wort „VW Käfer“ mehrmals am Anfang betont (so als gäbe es auch Käfer anderer Automobilwerkstätten) und vom Bundesstaat „Tschintschinätti“ spricht, sind allen Ernstes die einzigen kleinen Ausrutscher, die mir aufgefallen sind. Das richtige Maß bei der Gestaltung der vielen Charaktere zu finden, ist beinahe die schwerste Aufgabe bei einer solchen Produktion. Die zweitschwerste ist, dass diese Stimmen nicht verstellt klingen. Beide meistert Brauer mit Bravour.
Ein amüsantes Detail hierzu: hin und wieder (und sicherlich unbewusst) klingt er Manfred Krug* in der wörtlichen Rede zum Verwechseln ähnlich. Mit diesem bildete er 15 Jahre lang, ab Krugs viertem Einsatz, ein Team im NDR-„Tatort“. Sie waren ein überaus populäres Duo, bei dem die Idee vom „alten Ehepaar“ banal, aber nicht unzutreffend ist. (Die Lesung entstand just im Jahr 2001, als das Ermittlerduo seinen letzten Fall löste.)
Meinen Schülern sage ich immer, sie sollten solche Charakterisierungen nicht „machen“ wie man einen Knetgummi formt, sondern als Farbe aus dem Schatz der Stimmen schöpfen, die sie sowieso kennen. Charles Brauer arbeitet offensichtlich auch nach diesem Prinzip.
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* Siehe https://blog.montyarnold.com/2025/08/24/28583/